Nach fünf Jahren wird bei einem Auto zum ersten Mal die Motorfahrzeugkontrolle fällig. Dieses Alter erreichen immer mehr Modelle, die vollgepackt sind mit Sensoren und Software.
Expertinnen und Experten machen sich deshalb europaweit Gedanken, ob und wie sie in Zukunft moderne Autos und ihre Assistenzsysteme überprüfen sollen. Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch das Bundesamt für Strassen (Astra) in einem Projekt.
Die Thematik ist komplex: Reichte in der Vergangenheit eine mechanische Sicherheitskontrolle der Bremsen oder der Lichtanlage, so muss man in Zukunft auch Sensoren oder gar Millionen Zeilen von Software-Code überprüfen. Doch letzteres ist kaum möglich, denn nur der Hersteller kennt seine Software wirklich.
Was ist sicherheitsrelevant?
Denkbar ist, dass jede MFK in Zukunft mit einem speziellen Gerät ausgerüstet wird, mit dem eine Expertin überprüfen kann, ob die Software auf dem neusten Stand ist und welche Aktualisierungen der Garagist vornahm.
Betrifft ein Software-Update die Sicherheit – etwa die Sensibilität des Bremspedals – muss man noch genauer hinschauen. Anders verhält es sich bei Geräten, von denen keine Gefahr aus geht: Die Steuerung der Klimaanlage oder das Unterhaltungssystems etwa interessieren nicht.
Die Bestimmung der sicherheitsrelevanten Assistenzfunktionen ist ein Kernaspekt im Projekt des Astra, vor allem bei den Sensoren. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn die Relevanz ist nicht immer offensichtlich.
Sensoren in Hülle und Fülle
Beispiel: Der Einpark-Assistent, der in seiner einfachsten Ausführung akustisch signalisiert, wie nah ein Hindernis ist. Weil man beim Parkieren nicht mit hoher Geschwindigkeiten fährt, geht von dieser Funktion keine Gefahr aus.
Doch der gleiche Sensor, der beim Parkieren die Distanzen misst, kommt auch beim automatischen Abstandshalte-Assistent zum Einsatz. Und hier kann eine Fehlfunktion durchaus gravierende Folgen haben. Deshalb kann es sinnvoll sein, bei einer MFK diese Funktion zu überprüfen.
Dass der Experte einen Radarsensor ausbaut, um ihn zu testen, ist nicht praktikabel. Weil sich die Sensoren je nach Hersteller unterscheiden, bräuchte man in jeder MFK für die Überprüfung verschiedene Apparaturen.
Statt Detailversessenheit ein ganzheitlicher Ansatz
Eine Lösung: Der Experte testet nicht einen einzelnen Sensor, sondern überprüft aufgrund der Reaktion des Fahrzeugs, ob alle Komponenten funktionieren.
Der Test eines Assistenzsystems, das Fussgänger erkennt und im Notfall automatisch bremst, könnte zum Beispiel so aussehen: Statt dass die Expertin die eingebaute Kamera des Systems einzeln überprüft, zieht sie vor dem Fahrzeug das Kartonmodell eines Fussgängers vorbei. Reagiert das Fahrzeug auf die gezeigte Silhouette erwartungsgemäss mit akustischer Vorwarnung und bremst, so kann der Experte davon ausgehen, dass auch die Kamera in Ordnung ist.
Wer sich in den nächsten Jahren bei einer Kontrolle in der Prüfhalle über die herumstehende Kartonmenschen wundert, kann beruhigt sein: Die MFK ist nun bereit für die digitale Herausforderung unserer «Smartphones auf vier Rädern».
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