Nicht der erste Mpox-Ausbruch: Bereits vor zwei Jahren gab es in mehr als 100 Ländern Ausbrüche von Mpox – auch die Schweiz war betroffen. Die Welle der Infektionskrankheit, damals noch Affenpocken genannt, ebbte nach einigen Monaten wieder ab und verlief am Ende glimpflich.
Darum warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erneut vor Mpox: Derzeit zirkuliert in Zentralafrika eine gefährlichere Virusvariante. Der Ausbruch begann in der Demokratischen Republik Kongo und hat auf Nachbarstaaten übergegriffen. Dieses Jahr wurden über 14'000 Fälle gemeldet, mehr als 500 Menschen hat die Erkrankung das Leben gekostet. Die WHO ist besorgt, Mpox könnte sich erneut ausbreiten – über Afrika hinaus nach Europa.
Die Anzahl der Pusteln scheint mehr zu sein bei dieser Variante und auch die Todesfälle sind häufiger.
Was die neue Variante gefährlicher macht: Vor zwei Jahren zirkulierte die westafrikanische Variante von Mpox, die sexuell übertragen wird. Angesteckt haben sich damals vor allem Männer, die Sex mit Männern hatten. Die jetzt ausgebrochene zentralafrikanische Variante sei ansteckender, sagt Infektiologe Benjamin Hampel. «Die Übertragung geschieht relativ rasch. Es scheint bei dieser Variante eine Mutation stattgefunden zu haben, die sie infektiöser macht.» Mit der zentralafrikanischen Variante kann man sich nicht nur beim Geschlechtsverkehr infizieren. In einer Schule haben sich zum Beispiel Kinder beim Spielen angesteckt.
So äussert sich eine Mpox-Erkrankung: Bei einer Infektion kommt es zu Hautausschlägen mit typischen Pockenpusteln. Auch Fieber, Kopfschmerzen und Atemwegprobleme gehören zum Krankheitsbild. Beim jetzigen Ausbruch sind die Symptome gravierender. «Die Anzahl der Pusteln scheint mehr zu sein bei der jetzigen Variante und auch die Todesfälle sind häufiger», so Hampel.
So gefährlich ist das Virus: Besonders gefährlich ist Mpox für kleine Kinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Aufgrund früherer Daten wird die Sterblichkeit bei der zentralafrikanischen Variante mit zehn Prozent angegeben. Ganz so hoch scheint sie bei der jetzigen Mutation nicht zu sein. Doch Infektiologe Benjamin Hampel traut den offiziellen Zahlen nicht. «Wir haben in den Ländern mit Ausbrüchen – vor allem Kongo, aber auch Uganda, Ruanda und Kenia – nicht so gute Überwachungssysteme wie in Europa. Das heisst, wir sehen mit den Zahlen wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.»
Was die WHO tun will: Die Weltgesundheitsorganisation hat einen Plan ausgearbeitet, um die Kontrolle der Fälle in den betroffenen Ländern zu verbessern. Laut Generaldirektor Tedros Ghebreyesus kostet dies 15 Millionen Dollar. Doch das scheint nicht auszureichen. Deshalb will Ghebreyesus ein Expertenpanel einberufen und beraten, ob der Ausbruch in Zentralafrika einen internationalen Gesundheitsnotstand darstellt, wie er im August in Genf sagte.
Was die Ausrufung des Notstands nützen kann: Die Erfahrungen vom Mpox-Ausbruch 2022 zeigen laut Infektiologe Benjamin Hampel, dass ein offizieller Notstand das Ergreifen von Massnahmen ankurbelt – seien es Impfkampagnen oder Verhaltensänderungen. Zudem sei der Notstand ein Mittel, um auf Krankheiten aufmerksam zu machen, die vermeintlich weit weg sind. «Nicht nur Mpox ist ein Problem. Wir haben eine Liste an Krankheiten, die die Welt bedrohen können und um die wir uns zu wenig kümmern, weil es nur den globalen Süden betrifft.» 2022 habe in Europa auch niemand mit Mpox gerechnet.
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