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Schon moderater Alkoholkonsum erhöht das Krebsrisiko
Aus SRF 4 News aktuell vom 26.08.2024. Bild: Getty Images
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Erhöhtes Krebsrisiko Schon massvoller Alkoholkonsum schadet der Gesundheit

Laut einer neuen Studie erhöht schon moderater Alkoholkonsum das Krebsrisiko. Den Weinkeller einmauern muss man deshalb nicht.

Ab und zu ein Glas Wein – das ist gesund. Diese Erzählung hält sich hartnäckig. Eine neue Untersuchung aus Grossbritannien kommt nun aber zum gegenteiligen Schluss: Auch moderater Alkoholkonsum sei schädlich, warnen die Forschenden im medizinischen Fachjournal «Jama Network Open». Demnach sei das Krebsrisiko schon beim regelmässigen Konsum von kleinen Mengen Alkohol erhöht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht sich durch die neue Studie bestätigt. Diese belege, dass kein Level des Alkoholkonsums sicher sei. Die Studie wurde unter rund 130'000 alkoholtrinkenden Personen über eine Periode von zwölf Jahren durchgeführt. Gegenüber SRF News spricht Markus Meury von «Sucht Schweiz» von einer wissenschaftlich fundierten Untersuchung: «Sie bestätigt, dass auch moderater Alkoholkonsum einen eher negativen Effekt auf die Gesundheit hat.»

Risikofreien Alkoholkonsum gibt es nicht.
Autor: Markus Meury Mediensprecher von «Sucht Schweiz»

Ist also jeder Tropfen Alkohol ein Tropfen zu viel? Ganz so simpel ist es nicht, wie Meury ausführt. Moderater Alkoholkonsum könne nämlich gegen Herzprobleme und Diabetes helfen. Gleichzeitig erhöhe sich aber das Risiko, an Krebs oder anderen Krankheiten zu erkranken.

Laut dem Suchtexperten halten sich negative und positive Effekte des Alkoholkonsums bis zu einem halben Glas pro Tag die Waage. Dann aber nehmen die negativen Auswirkungen Überhand. Das ernüchternde Fazit: «Risikofreien Alkoholkonsum gibt es nicht.»

Eine klassische Risikoabwägung

Schon Erich Kästner wusste: Leben ist lebensgefährlich. Und ein guter Wein macht es immerhin schöner, oder? Wer ab und zu ein Glas Merlot oder Brunello geniessen möchte, kann dies mit gutem Gewissen tun. «Das schadet dann schon nicht so gross», sagt Meury. Das Prädikat «gesund» verdient moderater Alkoholkonsum jedoch nicht – auch wenn Studien aus den 1980er- und 1990er-Jahren etwas anderes behaupten.

Menschen stossen mit Rotwein an
Legende: Ältere Studien kamen zum Schluss, dass die Polyphenole der Rotweintraube das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Getty Images

Die Studien seien aber mitunter methodisch fragwürdig gewesen, sagt Meury. Dazu erweiterte die neuste Forschung den Blick auf Krebs und weitere Erkrankungen – und ortete hier erhöhte Risiken. Dass sich der Mythos vom gesunden Gläschen so lange gehalten hat, hat jedoch auch mit Wunschdenken zu tun.

Ausgang, Familienfeste, das Apéro und Feierabendbier: Der Alkoholkonsum ist tief verwurzelt in unserer Gesellschaft. «Wir glauben natürlich lieber, dass Alkohol in gewissen Massen gesund ist, statt der Realität ins Auge zu schauen», sagt Meury. «Für viele Menschen ist Alkohol auch ein Fluchtpunkt, um sich vom Alltagsstress auszuklinken. Das lässt man sich nicht so schnell nehmen.»

Plädoyer für aufgeklärten Konsum

Trinkempfehlungen wie vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) werden denn auch oft als Bevormundung wahrgenommen. Für «Sucht Schweiz» geht es aber letztlich darum, die Menschen zu sensibilisieren. «Wir empfehlen einen möglichst moderaten Umgang mit Alkohol», sagt Meury. «Jeder darf trinken, wenn er das möchte. Man sollte sich aber bewusst sein, wie viel man trinken will und welches Risiko man damit eingeht.»

Frau mit einem Drink
Legende: Gesunde erwachsene Männer sollten laut dem BAG nicht mehr als zwei Gläser und Frauen nicht mehr als ein alkoholisches Getränk pro Tag zu sich nehmen. Getty Images

Die Losung: Den eigenen Konsum reflektieren – und das auf Grundlage von Informationen, die dem aktuellen Erkenntnisstand entsprechen. Im Wissen darum, dass die Angst vor unbequemen Wahrheiten unser Bewusstsein trüben kann. Genauso wie der Alkohol selbst.

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SRF 4 News, 26.08.2024, 6:50 Uhr ; 

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