Die Zahlen im Vergleich: Im Kanton Aargau gibt es laut neuestem «Gault Millau»-Restaurantführer 18 kulinarisch hochstehende Betriebe. Im Kanton Solothurn sind es 19. Das ist nicht neu, irritiert aber trotzdem.
Denn im Aargau gibt es gemäss Bruno Lustenberger, Präsident des Branchenverbandes GastroAargau, mehr als doppelt so viele Betriebe wie im Kanton Solothurn. 1200 Restaurants seien es aktuell. Stimmt es also, dass der Aargau eine «gastronomische Wüste» sei, wie ein Kommentator vor vielen Jahren einmal geschrieben hat?
Viele gute, wenige sehr gute Restaurants: Bruno Lustenberger bestreitet dies natürlich. Sagt aber auch: «Die Breite an durchschnittlichen Betrieben ist im Aargau etwas grösser. Wir haben nicht die absolute Spitze, aber viele gute Betriebe.» Der Aargau ist im Gastronomiebereich also das, wofür er auch sonst immer wieder gehalten wird: Durchschnitt.
Die Breite an durchschnittlichen Betrieben ist etwas grösser.
Doch weshalb ist das so? «Gault Millau»-Punkte seien insbesondere für teure Hotels attraktiv, erklärt Lustenberger. Davon gebe es im Aargau nur wenige. Auch kleine Restaurants auf dem Land könnten sich mit exklusiver Kulinarik spezialisieren. Da sei allenfalls die Nähe zur Stadt Zürich ein Problem, glaubt Lustenberger. «So von Baden her stellen wir fest, dass die Leute eher nach Zürich essen gehen.»
Dieser Tatsache ist vielleicht auch der ehemalige Aargauer Spitzenreiter im «Gault Millau»-Ranking zum Opfer gefallen: Das japanische Restaurant Hasenberg in Widen ging letztes Jahr konkurs und ist deshalb nicht mehr im aktuellen Restaurantführer vertreten.
Exklusivität kann auch abschrecken: Bruno Lustenberger selbst führt das Hotel Restaurant Krone in Aarburg. Er hat und will keine Punkte von exklusiven Restaurantführern. «Ob ich gut genug wäre, weiss ich nicht. Aber für unseren Betrieb ergibt es keinen Sinn, da wir vorwiegend von der Industrie in der Region leben.»
Für unseren Betrieb macht das keinen Sinn.
Heisst: Angestellte aus Industriebetrieben würden wohl eher abgeschreckt von «Gault Millau»-Hinweisschildern am Restaurant. So sei es in den letzten Jahren auch immer wieder vorgekommen, dass ausgezeichnete Restaurants ihre Punkte freiwillig wieder abgegeben haben. Es liegt also auch in der Entscheidung der Wirtinnen und Wirte, ob sie in diesem exklusiven Zirkel mitmachen wollen oder nicht.
Fazit: Die Aargauer Gastronomie ist Durchschnitt. Die Gastronomen und offenbar auch das Publikum wollen das aber so. Solothurn hat dem Aargau im Bereich Gastronomie zwar etwas voraus, tragisch ist das aber nicht.