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Waldbesetzung – Lohnt sich der Protest im Kampf gegen den Klimawandel?
Aus Impact vom 26.04.2023.
abspielen. Laufzeit 15 Minuten 30 Sekunden.

Aktion von Klimaaktivisten Protest, Frust und Räumung – was bringt eine Waldbesetzung?

Zwei Wochen lang besetzen Aktivistinnen und Aktivisten den Wald in Rümlang – bis die Polizei das Camp mit einem Grossaufgebot räumte. Die Demonstrierenden wehren sich gegen den Ausbau einer Bauschutt-Deponie. Was bringt ein solcher Protest?

Sie sind alle maskiert – aus Angst vor Repression, aber auch, weil sie als Kollektiv auftreten wollen: Rund ein Dutzend Aktivistinnen und Aktivisten befinden sich an diesem verregneten Morgen im Camp. Die Stimmung ist trotz schlechten Wetters und schlammigem Boden gut, das Sprechen übernimmt Katrin* (Name geändert).

Katrin mit einer Maske
Legende: Die Aktivisten und Aktivistinnen wollen nur anonym Auskunft geben. SRF

Für sie ist klar: «Wir dürfen nicht mitten in einer Klimakrise weitere Biodiversität zerstören, nur damit mehr Platz für Bauschutt geschaffen werden kann.» Das Waldstück habe aber eher symbolischen Charakter, «die grossen Kämpfe werden an einem anderen Ort geführt».

Dafür protestieren die Aktivisten

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Die Aktivistinnen und Aktivisten protestieren gegen die Pläne des Kantons Zürich, eine Erweiterung der Abfalldeponie Chalberhau in Rümlang zu realisieren. Im Falle eines Baus würden bis zu 6'000 Bäume gefällt. Im Kern geht es den Demonstrierenden aber auch um die Wohnungspolitik für Zürich. Sie fordern, dass Häuser länger genutzt werden und die «Stadtaufwertung» gestoppt wird, damit erst gar nicht so viel Bauschutt entsteht.

Das Lager wirkt durchdacht. Holzpaletten bilden Gehwege, eine Waldküche inklusive Waschstrasse ist rege in Gebrauch, ein Notfallzelt und Schlafgelegenheiten in den Baumkronen aufgestellt. «Wir wollten gewisse Höhenkonstruktionen aufbauen, damit eine Räumung für die Polizei so aufwändig wie möglich wird», erläutert Katrin.

Kampf um Aufmerksamkeit

Kann ein solcher Protest tatsächlich etwas bewirken oder ist das nur Leichtsinn? Laut Meinungsforscherin Anna John «sind grundsätzliche politische Haltungen sehr stark verwurzelt und schwer beeinflussbar.» Damit ein gesellschaftlicher Diskurs ausgelöst wird, müssten diverse Punkte erfüllt sein. Ein Protest muss eine gewisse Grösse erreichen, über einen längeren Zeitraum bestehen und in den Medien sehr präsent sein. Zudem müsse ein Protest ein neues Thema auf den Tisch bringen.

Anna John im Büro
Legende: Meinungsforscherin Anna John arbeitet als Projektleiterin bei Sotomo. SRF

Beim aktuellen Beispiel sieht John in diesem Punkt zumindest theoretisch Potential: «Der Klimaschutz an sich ist natürlich kein neues Themenfeld. Der Zusammenhang zwischen Neubauten und dem Klima ist aber tatsächlich noch nicht gross in der öffentlichen Debatte angekommen.» Die Verbindung zwischen den zwei Themen sei jedoch abstrakt und emotional wenig aufgeladen.

Ausharren bis zum Schluss

Zurück im Rümlanger Wald. Eine Woche ist vergangen, die Gemeinde Rümlang hat die Protestierenden aufgefordert, bis am Samstag das Gebiet selbstständig zu räumen. Für die Menschen vor Ort kommt dies aber nicht in Frage, sie lassen das Ultimatum verstreichen.

Polizist schaut auf Baumhütte.
Legende: Die Polizei räumt das Camp mit einem Grossaufgebot. Kantonspolizei Zürich

Frühmorgens am 20. April ist es so weit. Die Polizei fährt mit einem Grossaufgebot auf und sperrt das Gebiet grossräumig ab. Fast alle anwesenden Personen werden kontrolliert und weggewiesen, zwei Aktivisten verharren aber in den provisorischen Baumhütten.

Ich will es den Polizisten so umständlich wie möglich machen.
Autor: Waldbesetzerin (Anonym)

Während der Einsatz läuft, erreichen wir via Telefon eine der Personen auf dem Baum. Was treibt die Aktivistin an, sich so klar den Anweisungen der Ordnungskräfte zu widersetzen? «Ich will es den Polizisten einfach so umständlich wie möglich machen, dieses Camp zu räumen und bis zum Schluss gegen diese Schutthalde kämpfen.»

Eingang zum Protest-Lager
Legende: Knapp zwei Wochen steht das Lager im Wald bei Rümlang. SRF

Diese Haltung bringt den Aktivistinnen und Aktivisten auch immer wieder Kritik ein. Besteht die Gefahr, dass man mit solchen Aktionen auch Sympathisierende vergrault? Meinungsforscherin Anna John sagt, dass solche Aktionen Abneigungen sicher verstärken können – wer aber bereits Grün wähle, würde wegen einer solchen Aktion wohl nicht die Farben wechseln.

Am Ende ist der Wald bei Rümlang komplett geräumt – das Thema ist für Aktivistin Katrin jedoch damit nicht beendet, «das war nicht mein erster Kampf und wird sicher auch nicht mein letzter sein».

«SRF Impact»

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Sie sehen das Logo von SRF Impact.
Legende: SRF

So kompliziert und vielschichtig unsere Welt auch ist, wir wollen sie verstehen. Dafür gehen wir auf die Suche nach Antworten: In Reportagen tauchen wir ein in unsere Schweizer Gesellschaft und nehmen dich mit: Gib dir Deep Talk, Zweifel und Lichtblicke mit unseren Hosts Amila Redzic, Livio Carlin und Michelle Feer.

Alle Folgen «SRF Impact» sind auf Play SRF.

Regionaljournal Zürich, 20.04.2023, 07:30 Uhr

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