Er nennt sich Rosa. Seinen richtigen Namen sagt er nicht. Seit beinahe einer Woche harrt Rosa nun im Rümlanger Wald aus. Seine Schuhe: schlammverschmiert, sein Gesicht: etwas müde. Die Motivation aber: ungebrochen. Rosa will, dass die Pläne für eine Deponie im Rümlanger Wald verworfen werden. Dafür ist er bereit, noch lange im Freien, bei Wind und Eiseskälte, zu campieren. «Es ist einfach nicht gerechtfertigt, einen Wald für eine Schuttgrube zu opfern.»
Sie wollen langfristig bleiben
Der Ärger der Umweltaktivisten richtet sich gegen die Erweiterung der Deponie Chalberau, geplant in einem Waldstück zwischen der Zürcher Nordumfahrung und dem Flughafen. Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Deponie im Richtplan des Kantons Zürich eingetragen. Hier soll künftig ungiftiges Material, etwa aus dem Rückbau von Gebäuden, gelagert werden. Material, das nicht in den Kreislauf zurückgelangen kann.
Die Umweltaktivistinnen warnen eindringlich vor dieser Erweiterung. Es sei fahrlässig, rund 6000 Bäume auf einer Fläche von rund vierzehn Fussballfeldern für dieses Unterfangen zu opfern. «Die Rodung des Waldes trägt zur Zerstörung der Biodiversität bei», sagt Rosa. «Und das zugunsten eines Lochs.» Dies dürfe nicht passieren. Zudem trage die Bauschutt-Deponie dazu bei, dass Immobilienfirmen gerade in der Stadt Zürich alte, aber intakte Häuser durch Neubauten ersetzen würden – aus reiner Profitgier.
Die Besetzung freiwillig zu beenden, steht für die Aktivisten aus diesen Gründen ausser Frage. Ein Ultimatum, das ihnen die Behörden bis Samstag auferlegt haben, wollen sie verstreichen lassen. Und auch Sicherheitsbedenken des zuständigen Försters lassen sie kalt. Dieser hatte die Besetzerinnen gewarnt, erkrankte Eschen könnten aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse brechen und das Camp bedrohen.
Verständnis und Kopfschütteln in Rümlang
Ihre Forderungen haben die Besetzer den Behörden in Gesprächen bereits zukommen lassen. Das Klima des Gesprächs sei respektvoll gewesen, betont der Rümlanger Verwaltungsleiter Giorgio Ciroli. «Ich habe die Situation vor Ort angeschaut. Es war ein angenehmer Kontakt. Und ich kann gut verstehen, wofür sie sich einsetzen.»
Der Grund für dieses Verständnis ist in der Vergangenheit zu finden. Auch die Gemeinde Rümlang hat sich einst gegen die Deponie gewehrt, sowohl bei der Eintragung in den Richtplan als auch bei der Bestätigung durch den Kantonsrat. «Rümlang trägt bereits genug Lasten. Wir haben den Flughafen bei uns, wir bekommen ein Bundesasylzentrum und eben diese Deponie», so Ciroli. «Irgendwann ist auch genug.»
Und trotzdem ist für Ciroli klar, dass die Besetzung des Waldes enden muss. Er macht vor allem Sicherheitsbedenken geltend. «Die Bäume im Wald sind krank. Und wenn der Wald so benutzt wird, wie er von den Besetzerinnen benutzt wird, kann es gerade bei stürmischen Wetterverhältnissen gefährlich werden», erklärt Ciroli. Die Gemeinde wolle nicht, dass sich jemand verletze.
Weiter stellt die Besetzung auch eine illegale Aktion dar – eine Bewilligung liegt nicht vor. Weiter verstösst das Camp gegen verschiedene Bestimmungen des Wald- und Abfallgesetzes und stellt für Tiere in der laufenden Nistzeit eine Belastung dar. Aus diesen Gründen haben die Behörden die Besetzer aufgefordert, bis am Samstagabend das Camp zu räumen. Dieses Ultimatum wird wohl ungenutzt verstreichen.