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Markenfälschungen: verboten, risikobehaftet – und immer beliebter
Aus Impact vom 10.01.2024.
abspielen. Laufzeit 15 Minuten 51 Sekunden.

Designer-Fälschungen So funktioniert das Business mit Fakes

Junge Menschen kaufen immer mehr Markenfälschungen. Hochwertige Nachahmungen unterscheiden sich von blossem Auge kaum noch vom Original. Doch der Import in die Schweiz ist verboten und birgt Risiken.

«Das ist das beste Fakeprodukt, das ich je hatte», meint eine Tiktokerin und zeigt dabei auf ihre gefälschte Designertasche. «Guckt mal, wie clean diese Nähte sind. Das ist eine 10 von 10», sagt eine andere, während sie ihre Fake-Sneakers in die Kamera hält.

Drei Tiktokerinnen präsentieren gefälschten Produkte
Legende: Influencerinnen machen auf Tiktok Werbung für Markenfälschungen und zeigen, wie man online an diese Produkte kommt. Tiktok/Parmis.sly/Marie_abm/lulegret

Junge Menschen werden Fälschungen gegenüber immer offener. 37 Prozent der 15- bis 24-Jährigen geben an, absichtlich ein gefälschtes Produkt im Internet gekauft zu haben. Dies zeigt eine Umfrage des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (Euipo) aus dem Jahr 2022. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es noch 14 Prozent.

Wenn jemand ein Original trägt, dann fragt man sich, warum. Es sieht ja gleich aus.
Autor: Damian Reseller

Diese Erfahrung macht auch Damian, der im echten Leben anders heisst. Der 17-Jährige bestellt gefälschte Jacken, Taschen, Sneakers und Mützen aus dem Ausland und verkauft sie über seinen Instagramkanal weiter. Er sagt, die Generation Z schäme sich nicht mehr dafür, Fälschungen zu tragen. «Das hat sich komplett verändert. Wenn jemand ein Original trägt, dann fragt man sich, warum. Es sieht ja gleich aus.»

Zwei Frauen schauen eine gefälschte Tasche genauer an.
Legende: Ksenia Ticò, Mitarbeiterin eines Luxus-Secondhand-Shops, zeigt der SRF-Moderatorin Michelle Feer, wie sie vorgeht, um die Echtheit einer Tasche festzustellen. SRF

Denn die Qualität von Fälschungen steige. Ksenia Ticò arbeitet beim Luxus-Secondhand-Shop Reawake und führt regelmässig Echtheitchecks durch. Um die Authentizität zu bestätigen, braucht sie all ihre Sinne. Sie betrachtet eine Tasche mit der Lupe, berührt das Leder und riecht daran. Aber nicht immer sei der Fall klar: «Die Qualität der nicht authentischen Stücke ist inzwischen sensationell.»

Zöllnerin nimmt ein Paket vom Fliessband
Legende: Im Briefzentrum Zürich-Mülligen würden sie durchschnittlich 25 Sendungen mit Fälschungen pro Tag aufgreifen, sagt Tanja Brunner, Chefin des Zolls Zürich. SRF

Die meisten Fälschungen werden in der Regel ausserhalb der EU hergestellt, über die Hälfte der importierten Produkte stammen aus China. «Diese Thematik wird immer grösser», sagt Tanja Brunner, Chefin des Zolls Zürich. Im Jahr 2022 sind am Schweizer Zoll rund 8000 Produkte zurückgehalten worden.

Was passiert, wenn der Zoll Fälschungen feststellt?

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Entdeckt der Schweizer Zoll ein Paket mit einem gefälschten Produkt, kann er dieses zurückbehalten und vernichten. Denn der Import ist verboten, auch wenn die Ware für den Eigengebrauch gedacht ist. Der Empfänger des Pakets muss im schlimmsten Fall mit einer Schadensersatzforderung des Markeninhabers rechnen. Anders sieht es bei Personen aus, die solche Waren verkaufen. Der Handel mit Fälschungen ist in der Schweiz strafbar. In solchen Fällen kann eine Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe in Millionenhöhe drohen.

Der Handel mit Fälschungen ist in der Schweiz strafbar. Damians Angst, erwischt zu werden, hält sich jedoch in Grenzen. «Ich habe mehr Angst davor, dass der Kunde nicht bezahlt, wenn ich ihm die Ware übergebe», sagt der Reseller. Monatlich verdiene er im Schnitt zwischen 1000 und 2000 Franken.

Schwarzer Sneaker mit Pailletten in Kartonschachtel
Legende: Über 60 Prozent der festgestellten Fälschungen sind Schuhe, Kleider, Modeaccessoires und Taschen. SRF

Den weltweiten Schaden durch Markenfälschungen für das Jahr 2019 wird von der OECD und der EUIPO auf rund 412 Milliarden Euro geschätzt. Das entspricht etwa 2.5 Prozent des Welthandels. Negative Folgen könne der Handel mit Fälschungen auch für Konsumenten haben.

Beim Kauf einer Fälschung gehe man auch ein gesundheitliches Risiko ein, erklärt Marc Wullschleger. Er ist Präsident des Vereins Stop Piracy, der sich gegen Fälschungen einsetzt. Es sei möglich, dass für die Produktion einer Tasche Materialien verwendet wurden, die im schlimmsten Fall gesundheitsschädlich seien.

Die Fälschungsindustrie ist ein lukratives Business, wenn man als Krimineller Geld für seine Mittel generieren möchte.
Autor: Marc Wullschleger Präsident Stop Piracy

Weiter müsse man sich bewusst sein, dass mit dem Kauf einer Markenfälschung unter Umständen kriminelle Aktivitäten unterstützt würden. «Die Fälschungsindustrie ist ein lukratives Business, wenn man als Krimineller Geld für seine Mittel generieren möchte», so Wullschleger weiter.

Moderatorin spricht mit Reseller
Legende: «Meine Kunden kaufen bei mir keine Jacke, damit sie warm haben. Sie finden sie einfach schön und möchten mit dem Trend mitgehen», sagt Damian im Gespräch mit der Moderatorin. SRF

Über die Schattenseiten des Fake-Business wisse Damian zu wenig, daher habe er auch kein schlechtes Gewissen. Trotzdem möchte er nicht bis in alle Ewigkeit gefälschte Mode vertreiben: «Damit baue ich mir mein Kapital auf und dann mache ich etwas Legales.»

«SRF Impact»

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Sie sehen das Logo von SRF Impact.
Legende: SRF

So kompliziert und vielschichtig unsere Welt auch ist, wir wollen sie verstehen. Dafür gehen wir auf die Suche nach Antworten: In Reportagen tauchen wir ein in unsere Schweizer Gesellschaft und nehmen dich mit: Gib dir Deep Talk, Zweifel und Lichtblicke mit unseren Hosts Amila Redzic, Livio Carlin und Michelle Feer.

Alle Folgen «SRF Impact» sind auf Play SRF.

SRF Virus, 15.1.2024, 6:00 Uhr

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