Haftbefehl, Capital Bra, 187 Strassenbande oder Samra gehören zu den erfolgreichsten Deutschrappern der letzten Jahre. Doch das ist nicht ihre einzige Gemeinsamkeit: Sie vermarkten neben Eistees und Pizzen auch ihre eigenen Einweg-E-Zigaretten, auch bekannt als Vapes.
Jugendliche dampfen am häufigsten
Einweg-Vapes haben im letzten Jahr schlagartig Berühmtheit erlangt. Die Nachfrage wuchs zeitweise um bis zu 30 Prozent monatlich. Nach dem Hype vom Sommer sind jetzt schweizweite Zahlen zum Konsum erschienen: Gemäss BAG greifen Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren am häufigsten zur E-Zigarette. In einer Westschweizer Studie sind es 12 Prozent der Jugendlichen, die regelmässig vapen.
Im Januar wurden so viele Einweg-Vapes in die Schweiz importiert, wie nie zuvor. Das zeigen die neusten verfügbaren Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG). Die Kurve der importieren Menge zeigt steil nach oben.
Hohe Margen für Einweg-Vapes
Die Margen sind für Händler interessant, wie der Versuch von «SRF Impact» zeigt: Im Einkauf liegen die Stückpreise zwischen 1.50 und 2.50 Franken. In der Schweiz können sie für um die zehn Franken verkauft werden.
90 Prozent der Einweg-Vapes werden im chinesischen Shenzhen hergestellt. Wer E-Zigaretten verkaufen will, kann über diverse Webseiten problemlos Kontakt zu Herstellern aufnehmen. «SRF Impact» hat probeweise Muster in China bestellt.
Nach zwei Wochen waren die Muster da und grössere Mengen hätten bestellt werden können. «Das war wie Kugelschreiber mit Logo bestellen, nur dass es sich halt um E-Zigaretten mit Nikotin handelt», so Host Livio Carlin.
Mario Puppo vom Branchenverband SVTA bestätigt den Trend, dass Hersteller sogenanntes Original Equipment Manufacturing bewerben, also die Herstellung von kundeneigenen Marken: «Ich habe jeden Tag zehn bis 15 E-Mails in meinem Posteingang von Herstellern, die mir Muster anbieten.»
Im Gegensatz zu den Importzahlen sieht der Fachhandel einen Rückgang im Verkauf von Einweg-Vapes. Das sei so, weil Fachhändler Kunden konsequent Mehrweggeräte empfehlen würden. Einweg-Geräte hingegen seien auch an Kiosks, Tankstellen oder im Internet erhältlich, häufig ohne Beratung. Auch die eingangs erwähnten Rapper vermarkten und bewerben ihre Vapes über das Internet oder Instagram und Tiktok, obwohl dort Werbung für Nikotin verboten wäre.
Eine Lösung für das Recyclingproblem
Eine Studie aus Grossbritannien lässt vermuten, dass die Einweg-Vapes auch hierzulande ein erhebliches Umweltproblem darstellen: Im Vereinigten Königreich landen 50 Prozent der Vapes im Müll und werden nicht recycelt. Damit könnten jährlich 1200 Elektroauto-Motoren produziert werden.
«In der Schweiz haben wir keine genauen Zahlen, aber wir sehen, dass fast keine Vapes im Recycling landen», sagt Sabrina Bjöörn von Sens eRecycling. Dabei handelt es sich um eine Stiftung, die sich für Recycling von Elektroschrott einsetzt.
Diese Tatsache zeige aber, dass es eine Lösung brauche. Gemeinsam mit Importeuren, Händlern und dem Branchenverband arbeite Sens an einer Recyclinglösung, die noch in diesem Jahr umgesetzt werden soll.
Auch bei den Rappern, die ihre eigenen Vapes verkaufen, hat SRF Impact nachgefragt. Fragen zu Vorbildfunktion, Jugendschutz und Umweltproblemen blieben jedoch unbeantwortet.