Sie ist ein Phänomen auf dem weltweiten Kunstmarkt – und das mit 86 Jahren. Gisela Schiel, geboren in einer Zeit, in der Frauen sich familiären Pflichten unterordneten, hat bewiesen, was viele nur zu hoffen wagen: Für die Verwirklichung eines Traums ist es nie zu spät.
Ohne jahrelang geschliffenes künstlerisches Handwerk im Gepäck gelang Schiel alias «Kalchie» mit 85 Jahren der internationale Durchbruch. Heute werden ihre Bilder in renommierten Galerien für bis zu 15'500 Franken verkauft.
Erstickte Kunst-Ambitionen
Bevor Schiel sich erlaubte, ihrer kreativen Ader Raum zu geben, führte sie ein Leben, das geprägt war von familiären und gesellschaftlichen Erwartungen. Jugendliche Ambitionen, die sie auf die Theaterbühne und in Richtung Kunsthochschule führten, erstickte ihre Mutter im Keim.
In den unsicheren Kriegszeiten sollte sie «einen richtigen Beruf» erlernen. Auf die Friseurinnen-Lehre folgte eine frühe Ehe, die sie aus Koblenz am Rhein nach Basel führte, wo sie sich mit ihrer jungen Familie niederliess.
Erst nach dem Tod ihres Ehemannes und der darauffolgenden Phase der Selbstfindung gab sich «Kalchie» – eine Kombination aus ihrem zweiten Vornamen Clara und ihrem Nachnamen Schiel – vollständig der Malerei hin.
Vorwiegend in den nächtlichen Stunden schwingt die heute 86-Jährige den Pinsel und vergisst dabei sowohl die Zeit als auch jegliche Müdigkeit.
Kreativität als Kraftquelle
Dass sie Stunden vor der Leinwand verbringen könne, ohne Ermüdung zu spüren, beschreibt Schiel selbst als rätselhaftes Phänomen. Und aufgestanden werde erst, wenn das Werk vollendet sei.
In einer von Jugendwahn und Schnelllebigkeit geprägten Welt vermittelt die Geschichte von Gisela Schiel eindrucksvoll, dass persönliche Entfaltung kein Alter kennt.