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Expertenchat Die 7 wichtigsten Erkenntnisse zur neuen Lebensmittelpyramide

Der Bund hat die Schweizer Lebensmittelpyramide den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. In einem Live-Chat haben Urs Stalder vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und Ernährungsberater sowie Freshbite-Gründer Aljoscha Ivanov die Fragen der SRF-Community beantwortet. Die wichtigsten sieben Erkenntnisse:

1. Süssigkeiten auf der Pyramide

Chips und Schokolade haben es in die Pyramide geschafft. Ob man nicht ganz auf Süssigkeiten verzichten müsste, wollte ein SRF-User wissen. Die Süssigkeiten seien auf der Lebensmittelpyramide abgebildet, um einen «ganzheitlichen Blick auf die Ernährung zu ermöglichen», so Urs Stalder vom BLV. «Die Pyramide will kein Lebensmittel komplett ausschliessen.»

Schweizer Lebensmittelpyramide

2. Keine Fruchtsäfte mehr

Ganz verschwunden sind Fruchtsäfte. Urs Stalder erklärt, dass Fruchtsäfte nicht die gleichen Vorteile wie ganze Früchte bieten. «Erstens enthalten Fruchtsäfte weniger Nahrungsfasern, und ihre glykämische Last ist höher. Zweitens führt ihre flüssige Form nicht zum Sättigungsgefühl wie bei ganzen Früchten.» Dies könne zu einer höheren Kalorienaufnahme führen.

3. Pyramide als Orientierung für Veganer

Wie würde die Lebensmittelpyramide für Veganer aussehen? Bei einer rein pflanzlichen Ernährung müsse man einige Punkte beachten und sich am besten mit einer Fachperson besprechen, meint Ernährungsberater Aljoscha Ivanov. Zusammenfassend könne man sagen, dass die Pyramide an sich ebenfalls eine gute Orientierung sei, aber die Lebensmittel abweichen. Weil tierische Proteinquellen fehlten, «können folgende Nährstoffe kritisch werden: Vitamin B12, Zink, Kalzium».

Cashews, Haselnuss, Walnuss und Pistazien
Legende: Ivanov empfiehlt einen gezielten Ersatz: «Vitamin B12 mit einem Supplement, Zink durch Samen, Nüsse, Kerne sowie Hülsenfrüchte und Kalzium zum Beispiel mit Tofu und grünem Blattgemüse.» Getty/HUIZENG HU

4. Supplemente nicht notwendig

Für Urs Stalder sind Supplemente unnötig, solange sich ein gesunder Mensch abwechslungsreich und ausgewogen ernährt. «Sie sind auch kein Ersatz für eine gesunde Ernährung. Eine gesunde Ernährung nach den Ernährungsempfehlungen versorgt den Körper bereits mit allen wichtigen Nährstoffen», so der Experte vom BLV.

Ernährungsempfehlungen für 18- bis 65-Jährige

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Die vorübergehende Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln könne trotzdem für bestimmte Bevölkerungsgruppen sinnvoll sein, zum Beispiel für «Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere oder ältere Menschen», so Stalder. Die Ernährungsempfehlungen des Bundes richten sich an 18- bis 65-Jährige. In dieser Gruppe variierten die Ernährungsbedürfnisse kaum, was für eine Ernährungsempfehlung vorteilhaft sei, so der Bund.

5. Proteinbedarf mit der Pyramide erreichbar

Die Pyramide lege den Schwerpunkt auf pflanzliche Lebensmittel und weniger auf hochwertiges tierisches Eiweiss, stellt ein Nutzer fest. Wie könne so der tägliche Proteinbedarf abgedeckt werden? «Der Proteinbedarf wird auch mit einem höheren Anteil an pflanzlichen Proteinquellen sichergestellt, solange diese abwechslungsreich und in den empfohlenen Mengen konsumiert werden», erklärt Ivanov. Knapp werde es, wenn die gesamte Essmenge sehr tief sei. «Wenn eine junge Frau einen tiefen Energiebedarf hat, wird sie auch mengenmässig nicht so viel essen.»

6. Kohlenhydrate als Hauptenergiequelle

Einige wollten wissen, warum man weiterhin auf Kohlenhydrate setze. Protein- und fettreiche Lebensmittel könnten nicht alle Funktionen erfüllen, die Kohlenhydrate im Körper haben, so Ivanov. Für Urs Stalder sind Kohlenhydrate die «Hauptenergiequelle für den Körper, insbesondere für das Gehirn und die Muskeln». Sie seien auch wichtig für den Stoffwechsel und die Hormone.

7. Ernährungsmuster sind dynamisch

Zuletzt wollte die Community wissen, warum sich die Empfehlungen des Bundes ändern können. «Historische Irrtümer wie die Verteufelung von Eiern oder die Bevorzugung von Pflanzenölen zeigen, dass Ernährungsmuster dynamisch sind und durch neue Forschungsergebnisse hinterfragt werden müssen», erklärt Stalder. Um das Vertrauen der Bevölkerung zu stärken, müssten Empfehlungen transparent sein und auf solider, aktueller Forschung basieren.

Einstein, 3.10.2024, 21:05 Uhr ; 

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