Bei schönem Wetter zieht es Autoliebhaber und -liebhaberinnen haufenweise zum Bürkliplatz in Zürich oder zur Raststätte in Würenlos (AG). Im Minutentakt fahren sie in ihren Ferraris, Lamborghinis und Porsches vorbei und posieren für Schaulustige und Autofans. Doch das Aufheulen der Motoren und sich zur Schau stellen erhitzt die Gemüter.
Es gibt Messungen von der Stadt Zürich, bei welchen gewisse Autos die Lautstärke eines Presslufthammers erreichen. Oder es klingt so, wie wenn 80 Autos gleichzeitig vorbeifahren würden.
Die Fahrzeuge, die hier vorbeifahren, bewegen sich kostenmässig teilweise im siebenstelligen Bereich, meint der Auto-Influencer Dario Rubertone. Er fängt in seinen Videos speziell aussehende Autos ab und fragt die Leute hinter dem Steuer nach ihrem Beruf und Gehalt. Damit erzielt er immer wieder virale Hits.
Ihn erreichen öfter auch Anfragen, wann er wieder an der Kreuzung stehe. «Einige erzählen mir sogar, dass sie die Luxuskarossen extra für die Runde gemietet haben.» Dennoch seien laut Rubertone längst nicht alle nervige Poser, sondern vor allem grosse Autoliebhaber und -kennerinnen.
Einer davon ist Dario Pitocchi. Er fällt mit seinem Sportwagen, dem japanischen Supra, oft auf der Strasse auf und wird fotografiert. Der 21-Jährige investiert auch gerne viel Geld in sein Hobby.
«Ich will noch im Wert von bis zu 40'000 Franken an meinem Auto schrauben und tunen.» Autos seien für ihn viel mehr als Gepose, es sei seine grösste Leidenschaft.
Regelmässig stellt er sein Auto in Würenlos, an einem der inoffiziellen Auto-Hotspots im Kanton Aargau, zur Schau. «Ich fühle mich dort wie zu Hause, weil ich mich mit Gleichgesinnten austauschen kann.»
Auf die Frage, ob es auch mal zu gefährlichen oder unnötigen Situationen käme, reagiert der 21-Jährige gelassen. «Es gibt vereinzelt immer wieder solche, die Bremsspuren hinterlassen und mit der Lautstärke extra auffallen wollen. Aber die Mehrheit will sich einfach locker austauschen.»
Mir ist auch schon eine Träne runtergeflossen, als ich auf das Gaspedal gedrückt habe.
Solche Autotreffen seien laut der Kantonspolizei Aargau per se nicht illegal. Das unnötige Erzeugen von Lärm und Driften ist jedoch verboten.
Wenn Lärmklagen eingehen oder es zu gefährlichen Situationen kommt, schreitet die Polizei auch ein. Dort drohen Bussen, Anzeigen oder Beschlagnahmungen von Autos. Konkrete Zahlen zu Einsätzen oder Anzeigen gibt die Polizei jedoch keine bekannt.
Würenlos sei für Dario Pitocchi mehr als nur ein Autotreffen. «Hier ist mein Zuhause, ich habe hier alles, was ich brauche.» Der Austausch mit anderen Autofans inspiriere ihn und zeige ihm auf, was er an seinem Auto auch noch gerne verändern würde. «Ich ziehe dieses Treffen jedem Ausgang vor, weil ich mich hier besonders frei und zugehörig fühle.»