Die Ausgangslage: Erst im letzten Quartal hat BYD den US-Autobauer Tesla als weltweit grössten Elektroautobauer mit über einer halben Million verkaufter Fahrzeuge abgelöst. Seit gut eineinhalb Jahren ist BYD schon auf dem deutschen Markt präsent. Trotz ehrgeiziger Ziele des Elektroautobauers: Der grosse Siegeszug ist bisher ausgeblieben.
Was ist BYD? Die Abkürzung BYD steht für «Build Your Dreams» – auf Deutsch: «Baue deine Träume». Das Unternehmen gehört zu den grössten Automobilherstellern Chinas und war 2015 sogar Weltmarktführer bei Elektroautos. Im vierten Quartal 2023 lieferte BYD mit 526'409 Fahrzeugen über 35'000 E-Autos mehr aus als der bisherige Marktführer Tesla. Derzeit baut BYD sein Netzwerk in Europa aus.
Welche Erfahrungen hat der deutsche Markt bisher mit chinesischen E-Autos gemacht? «Die bisherigen Erfahrungen sind eher überschaubar», sagt der renommierte deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Ihm zufolge verkaufen zwar schon heute einzelne Händler die Elektrofahrzeuge von BYD, wie beispielsweise Mercedes. Jedoch fehle BYD eine klare Marktstrategie, um seine Ziele zu erreichen. Derzeit bewege sich der Trend um E-Autos in Europa eher im Rückwärtsgang: «Man geht wieder stärker an den Verbrenner.»
Warum blieb der grosse chinesische Siegeszug bisher aus? Die Absatzzahlen sind laut Dudenhöffer nicht explodiert, weil in vielen europäischen Ländern die Subventionen für Elektroautos gestrichen wurden. «Damit wird das Elektroauto in vielen Fällen deutlich teurer gegenüber den Verbrennern.» Zudem habe kein Markenaufbau stattgefunden. Verglichen mit Tesla sei der Bekanntheitsgrad von BYD geringer und das nötige Vertrauen in den Hersteller fehle.
Was spricht für und was gegen den chinesischen Hersteller? E-Autos wären eine Musterlösung gegen den Klimawandel, meint Dudenhöffer. Qualitativ und preislich hätten Elektroautos speziell aus China klare Vorteile gegenüber der europäischen Konkurrenz, beispielsweise mit einer guten Batterie und Skalierungsvorteilen. «Dagegen spricht, dass die Ladeinfrastruktur eher stockend ausgebaut wird und Subventionen gestrichen werden».
Warum stossen chinesische Elektroautos EU-weit auf politischen Widerstand? Die EU wirft China vor, die Preise für Elektroautos durch staatliche Subventionen künstlich gedrückt zu haben. Im Oktober sei eine auf dreizehn Monate angelegte Untersuchung eingeleitet worden, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die EU will mit Besuchen von Inspektoren vor Ort überprüfen, ob E-Autobauer in China unzulässig von staatlichen Subventionen profitieren. Zum Schutz der europäischen Hersteller ziehen EU-Wettbewerbshüter mögliche Strafzölle in Betracht.
Wie geht es weiter? E-Autos von BYD verkaufen sich weniger gut als gedacht. Ein möglicher Grund: Neben dem Klimawandel beschäftige sich Europa derzeit vor allem mit dem Militär und dem Ukraine-Krieg, so Dudenhöffer: «Das sind die grossen Themen der Wirtschaftspolitik und natürlich auch der Gesellschaften, die man derzeit betreibt. Von daher sind Themen wie der Kampf gegen den Klimawandel in der politischen Diskussion nach meiner Einschätzung eher auf die unteren Plätze gerutscht.»