Rund 800 Millionen Franken geben wir in der Schweiz jedes Jahr für Schnittblumen aus. Damit gelten wir als Weltmeister.
Dabei würden die Konsumenten und Konsumentinnen am meisten Wert auf das Aussehen der Blumen legen, gefolgt vom Preis. Nachhaltigkeit komme erst an dritter Stelle, schreibt Fairtrade Max Havelaar.
Doch wer wissen möchte, woher sein Blumenstrauss stammt, kann dies oft nicht herausfinden. Denn im Gegensatz zu Gemüse und Früchten muss bei Schnittblumen die Herkunft nicht deklariert werden. Dabei werden rund 90 Prozent unserer Schnittblumen importiert, wie der Schweizer Foristenverband schätzt.
Die meisten Blumen stammen aus Kenia, Ecuador und den Niederlanden. Wobei beachtet werden muss, dass holländische Blumen nicht zwingend dort gewachsen sind. Das Land ist nämlich auch ein Drehkreuz für den weltweiten Handel.
Aus ökologischer Sicht ist aber näher nicht immer unbedingt besser. Rosen zum Beispiel, die aus Kenia eingeflogen werden, verursachen weniger Emissionen, als solche, die in den Niederlanden in fossil beheizten Treibhäusern wachsen. Dies zeigt eine Studie, die vom Migros-Genossenschaftsbund und Max Havelaar in Auftrag gegeben wurde.
Damit Rosen den Transport überleben und einwandfrei bleiben, werden sie mit Pestiziden behandelt. «Eine Rose ist eine Kultur, die Pflanzenschutzmittel braucht», sagt Marco Weisskopf, Account Manager bei Agrotropic.
Die Firma in Oberhasli ist einer der grössten Importeure von Fairtrade-Rosen. «Gemeinsam mit den Farmen wird aber darauf geschaut, dass nur das absolute Minimum an Pflanzenschutzmittel angewendet wird», sagt er weiter. Fairtrade-Rosen werden also auch gespritzt, zu den Rahmenbedingungen der Organisation gehören aber gemäss eigenen Angaben eine Liste mit verbotenen Pestiziden und Massnahmen zum Schutz der Arbeiterinnen und Arbeitern vor Ort.
Pestizidrückstände auf Rosen sorgen immer wieder für Kritik. So hat Ökotest 21 Rosensträusse getestet und verschiedene Pflanzenschutzmittel nachgewiesen. Auch solche, die in der EU nicht angewendet werden dürfen. Der Import in die EU ist aber erlaubt, weil Blumen keine Lebensmittel sind.
Schweizer Schnittblumen sind rar
Schweizer Blumen, die ohne Pestizide und chemischem Dünger behandelt wurden, sind ein Nischenprodukt. Die sogenannte Slowflower-Bewegung versucht, mit ihrer Philosophie von saisonal und lokal angebauten Blumen Nachhaltigkeit in der Branche zu fördern.
Profit machen wir mit unseren selbst angebauten Blumen zurzeit nicht.
Ein Laden, der dies versucht, ist der Grünraum. «Für uns ist es ein Herzensprojekt», sagt Floristin Jasmin Christen, «Profit machen wir mit unseren selbst angebauten Blumen zurzeit nicht.» Damit sind sie nicht alleine. Laut dem Verein Slowflower-Bewegung ist für 75 Prozent ihrer Mitglieder dies ein Nebenerwerb oder Hobby.
Der Aufwand sei riesig und sie als Floristinnen müssten sich ihr Wissen selbst beibringen: «Es ist ‹Learning by Doing›», erzählt sie. «Wenn etwas nicht klappt, müssen wir es im Jahr darauf anders versuchen.»
Auch sind sie nach wie vor auf importierte Schnittblumen angewiesen. Mehr Nachhaltigkeit könne nur generiert werden, wenn ein Umdenken stattfinde: «Die ganze Branche muss sich überlegen, ob wir wirklich immer das ganze Jahr über alles haben müssen», sagt Christen.