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Künstliche Intelligenz ChatGPT in der Paartherapie – das sagt die Forschung

Eine neue Studie zeigt, wo die Maschine dem Mensch voraus ist. Eine Expertin mahnt aber zur Vorsicht. Die Fakten.

Darum gehts: Der Chatbot ChatGPT schneidet in einer neuen Studie als Paartherapeut besser ab als echte Psychotherapeutinnen und -therapeuten. So wurden KI-generierte Antworten in der Studie im Schnitt als hilfreicher bewertet als jene von Therapeutinnen und Therapeuten.

So entstanden die Erkenntnisse: Für die Studie, die diese Woche in der Fachzeitschrift «PLOS Mental Health» erschien, baten die Forschenden 13 Therapeutinnen und Therapeuten und ChatGPT 4.0, verschiedene Aussagen von fiktiven Patientinnen und Patienten zu beantworten. 830 Studienteilnehmerinnen und -Teilnehmer mussten anschliessend bewerten, ob die Antworten von ChatGPT oder von einem Menschen stammten, und wie gut die Antworten die sogenannten Wirkfaktoren der Psychotherapie erfüllten, die Aufschluss über die Effektivität von Psychotherapie geben sollen. Zu diesen Faktoren gehört etwa, wie professionell eine Antwort wirkt, ob sie eine Beziehung zwischen Therapeut und Klient fördert und wie empathisch sie ist.

Eine Beispielfrage: «Ich fühle mich in letzter Zeit wirklich niedergeschlagen, und wenn du mir einfach sagst, ich soll mich zusammenreissen, fühle ich mich nicht verstanden.»

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KI punktet bei der Empathie: Die Resultate zeigten, dass die Antworten der Maschine im Schnitt als hilfreicher bewertet wurden als jene von Therapeuten. Bezüglich dieser Wirkfaktoren schnitten KI-Antworten dabei besser ab als Antworten von echten Therapeutinnen und Therapeuten. Besonders bei den Aspekten Empathie, therapeutische Allianz, also der Förderung der Patient-Klient-Beziehung und kulturelle Sensibilität schnitt die KI besser ab. Zudem lag die Trefferquote bei der Bewertung, ob eine Antwort von einer KI oder von einem Menschen stammt, nur knapp über 50 Prozent – also sehr nahe an reinem Raten.

Zwei Personen arbeiten am Laptop.
Legende: Laut den Studienautorinnen und -Autoren lobten viele Teilnehmenden den nüchternen Ton der Antworten des Chatbots. (Symbolbild) IMAGO / Westend61

Das sagt die Expertin zur Studie: Die Frage, wie gut Chatbots im Therapieren sind, könne die Studie nur bedingt beantworten, kommentierte Johanna Löchner, Psychologie-Professorin der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen (D) die Resultate im Gespräch mit Radio SRF. Die Studie nutze nur fiktive Szenarien, ohne reale Therapieergebnisse zu messen. Ausserdem sei eine sehr heterogene Gruppe an Expertinnen und Experten herangezogen worden – und nicht nur Paartherapeuten.

Viele offene Fragen beim Einsatz von Chatbots: Chatbots können grundsätzlich interessant sein für die psychologische Betreuung, sagt Expertin Locher. Damit könnten Menschen erreicht werden, die bisher aufgrund von Stigmatisierung oder aus anderen Gründen eine Therapie – z.B. im Bereich Depression – gescheut haben. Doch bis zum umfassenden Einsatz von Chatbots in Therapien müssten noch viele offene Fragen geklärt werden: jene des Datenschutzes etwa, oder der Nachkontrolle. «Was passiert etwa bei Personen mit suizidalen Gedanken?», fragt die Expertin.

Die Komponente Mensch: Für die Expertin ist klar: Während einer Therapie müssen auch schwierige Momente durchlebt werden. Mit ChatGPT dürfte die Verlockung aber gross sein, einfach abzubrechen, wenn es unangenehm wird. Solche Momente seien in einer Therapie jedoch wichtig. «Kurzfristig löst das Ansprechen von Vermeidungs- oder Konfrontationsthemen Angst und Stress aus, längerfristig arbeitet man so aber an einer Verbesserung der Symptomatik.»

SRF4 News aktuell, 14.2.2025, 16:53 Uhr ; 

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