Darum geht es: Das amerikanische Software-Unternehmen OpenAI hat in seinen Chatbot ChatGPT eine Echtzeitsuche eingebaut, «ChatGPT Search». Diese Suche zeigt analog zu Google auch Suchresultate und Links an. Bisher gab es auf ChatGPT keine aktuellen Ergebnisse wie etwa Sportresultate, Nachrichten oder Aktienkurse. Dazu ist ChatGPT Kooperationen mit Medienhäusern und Nachrichtenagenturen eingegangen.
Das Ziel von ChatGPT: Bisher war ChatGPT nicht transparent. Dank Links zu relevanten Stellen kann man sich nun selber ein Bild machen, ob eine Antwort plausibel ist. Dieser Schritt von OpenAI sei ein wichtiges Element im Bestreben, die Antworten von KI überprüfen zu können, erklärt SRF-Digitalredaktor Reto Widmer. Sprachmodelle bieten bis heute in der Regel keine Links auf ihre Quellen. Eine Ausnahme ist «Perplexity». Das 2022 lancierte Startup verknüpft ein KI-Sprachmodell mit Hilfe ausgewiesener Quellen aus dem Web und zitiert die entsprechenden Links innerhalb der Textantwort.
KI-Stand bei Google: Google deckt rund 90 Prozent aller weltweiten Suchen ab. Der US-Technologieriese erweitert schon seit längerem seine Suchmaschine mit KI. Und erst letzte Woche kündigte Google KI-Elemente in Maps und Navigation an. ChatGPT ist also mit der neuen Suchfunktion nicht der einzige Anbieter einer Suchmaschine, die KI einsetzt.
KI-Stand bei Microsoft: Microsoft hat in seine Suchmaschine «Bing» ChatGPT integriert und so mit KI «angereichert». Ein logischer Schritt, schliesslich ist Microsoft ein grosser Investor von OpenAI, der Firma hinter ChatGPT. Mit «Bing» konnte Microsoft Google nie ernsthaft die Stirn bieten, daran wird auch die Integration von ChatGPT nichts ändern. Dominant hingegen ist Microsoft bei Arbeitsumgebungen wie Office 365, wo ebenfalls immer mehr KI ins Spiel kommt. Dies könnte eine Strategie sein, dass Nutzerinnen und Nutzer direkt in ihrer Arbeitsumgebung Suchfunktionen nutzen und nicht mehr über Google gehen, schätzt Digitalredaktor Reto Widmer.
In der klassischen Google-Suche kommt immer mehr KI vor, und ChatGPT baut jetzt eine klassische Suchfunktion ein
Das Kräfteverhältnis: Dass ChatGPT mit seiner Echtzeitsuche zur bedrohlichen Konkurrenz von Google mit seinen riesigen Datenmengen wird, sei eher unwahrscheinlich, schätzt Reto Widmer: Google hat über 30 Jahre Vorsprung und Erfahrung mit der Internetsuche und der Durchsuchung des Internets. Und auch bei KI ist Google nicht unerfahren oder gar ein unbeschriebenes Blatt: Schliesslich hat der Konzern die Technologie hinter Sprachmodellen wie ChatGPT erfunden. Nun werde die klassische Google-Suche laufend mit KI ergänzt, während ChatGPT eine klassische Suchfunktion einbaue.
Die Chancen von ChatGPT: Irgendwann muss ChatGPT Geld verdienen. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist noch nicht erkennbar, im Gegensatz zu Google. Die Firma verdient seit Jahren viel Geld mit der Versteigerung von Online-Inseraten zur Platzierung bei Suchresultaten. Gerade Investor Microsoft werde aber irgendwann auch Geld sehen wollen bei ChatGPT, schätzt Reto Widmer. Der Platzhirsch Google bekomme durch neue Arten von Suchmaschinen sicher etwas Konkurrenz, da vor allem junge Generationen teils direkt über ChatGPT direkt im Internet suchen, ohne Google zu nutzen. Entsprechend sei denkbar, dass der Marktanteil von Google bei den Suchmaschinen in den nächsten Jahren um ein paar Prozentpunkte sinken werde.