Zum ersten Mal hat die Schweiz an der PIAAC-Studie der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) teilgenommen. Oder einfacher ausgedrückt: an der Pisa-Studie für Erwachsene. Diese untersucht die sogenannten Grundkompetenzen von Erwachsenen im internationalen Vergleich.
Der Fokus der Aufgaben lag auf Schlüsselkompetenzen, die in Beruf und Alltag relevant sind: Dazu zählen etwa das Lesen und Verstehen kurzer Texte oder das Lösen einfacher Rechnungen, wie sie etwa beim täglichen Einkauf erforderlich sind. Zudem wurde untersucht, wie Erwachsene digitale Technologien nutzen und sie in ihr Leben integrieren.
Schweiz im oberen Mittelfeld
Einige Beispiele: Die Befragten sollen etwa angeben, ob Sätze wie «Zwei Jungen werfen die Wand» oder «eine zwanzigjährige Person ist älter als eine dreissigjährige Person» Sinn ergeben. Oder es gilt, das Gewicht auf einer Waage auf die Dezimalstelle genau einzuschätzen:
Erwachsene Schweizerinnen und Schweizer schneiden in den Grundkompetenzen Lesen, Alltagsmathematik und Problemlösen im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gut ab. Beim Lesen und Probleme lösen liegt die Schweiz jedoch nur knapp über dem Durchschnitt.
Bei der Lesekompetenz erreichte die Schweiz mit 266 von 500 möglichen Punkten zusammen mit Deutschland Platz 11. Der Durchschnitt aller 32 befragten Länder lag bei 260 Punkten. An der Spitze platzierte sich Finnland mit 296 Punkten, vor Japan und Schweden.
Bei der Auswertung der Kenntnisse in Alltagsmathematik wie Kopfrechnen konnte sich die Schweiz mit 276 Punkten auf Rang 9 etablieren. Auch hier lag Finnland mit 294 Punkten an der Spitze vor Japan und Norwegen. Bei der Problemlösung erreichte die Schweiz Platz 12. Der Spitzenplatz ging erneut an Finnland, vor Japan und Schweden.
Höherqualifizierte schätzen sich glücklicher ein
Alarmierend: Durchschnittlich bekunden fast 20 Prozent der Erwachsenen Mühe beim Lesen, der Alltagsmathematik und der technologiebasierten Lösungskompetenz. Sie zählen zu den sogenannten «Low-Performers» in der Studie. Die Bandbreite der Menschen, die in allen Bereichen Probleme haben, ist gross: In Chile beträgt sie 44 Prozent – in Japan sind es gerade einmal 7 Prozent.
Wie die OECD festhält, hat es handfeste Folgen für das Leben der Menschen, wenn sie die Grundkompetenzen beherrschen – oder eben gerade nicht: Die Fähigkeiten sind laut den Studienautoren eine wichtige Voraussetzung, um erfolgreich am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Ausdruck davon: Höherqualifizierte Erwachsene schätzen sich selbst als glücklicher und gesünder ein.
Die Studie hebt auch hervor, dass Menschen mit höher gebildeten Eltern einen Startvorteil bei den Schlüsselkompetenzen haben. Besonders gross ist dieser in der Schweiz: Der «Elternvorteil» beim Lesen und Verstehen ist in der Schweiz und in Israel am stärksten ausgeprägt.