Mit Spannung wurde das erste Rammstein-Konzert seit den Missbrauchsvorwürfen gegen Frontmann Till Lindemann erwartet. Am Mittwoch hat die Rockband ihre aktuelle Europatour nun in München eröffnet.
Volles Stadion und Proteste
Bereits am Nachmittag strömten Zehntausende Fans ins Olympiastadion. Dort trafen sie gegen Abend auf rund 60 Protestierende, die sich vor Konzertbeginn versammelten, um gegen die Unterstützung der Band zu demonstrieren. Auf den Transparenten waren Aufschriften wie «Das Opfer ist nie schuld», «Keine Show für Täter» und «Glaubt Opfern sexualisierter Gewalt» zu lesen. Vereinzelt kam es zu Provokationen, bei denen die Polizei eingreifen musste. Grössere Zwischenfälle hat es keine gegeben.
Zu Beginn des Konzerts war das Stadion dann gut gefüllt, wenn auch einige Plätze leer blieben. Viele Tickets waren zuvor noch auf Tickettauschbörsen im Internet erhältlich.
Show ohne «Pussy»
Auf die Missbrauchsvorwürfe ging die Band bei ihrem Auftritt nicht ein. Sänger Till Lindemann gab sich wie gewohnt wortkarg, verabschiedetet das Publikum zum Schluss aber mit den Worten «München, danke, dass ihr hier seid. Danke, dass ihr bei uns seid». Anders als gewohnt verzichtete die Band auf das Lied «Pussy», zu dem das Publikum früher mit einer riesigen, penis-förmigen Schaumkanone bespritzt wurde.
Angekündigte Änderungen
Für die Shows in München waren bereits im Vorfeld einige Veränderungen angekündigt worden. So wurde der Zuschauerbereich direkt vor der Bühne, die sogenannte «Row Zero», gestrichen.
Das Konzept für die Aftershowpartys sei ebenfalls geändert worden, heisst es aus dem Umfeld der Band. Es solle nicht mehr zwei Partys geben – eine grosse für Fans und Band, eine kleine für Lindemann und Frauen. Künftig soll nach dem Konzert nur noch einmal gefeiert werden – wenn überhaupt. Zudem habe man ein sogenanntes Awareness-Konzept für Achtsamkeit gegen übergriffiges Verhalten in Auftrag gegeben.
Rammstein weist Vorwürfe zurück
Der 60-jährige Lindemann ist sich keiner Schuld bewusst. «Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr», teilten seine Rechtsanwälte am Donnerstag mit – und kündigten juristische Konsequenzen an: «Wir werden umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten.»
Till Lindemann wurde in den vergangenen Tagen von mehreren Frauen vorgeworfen, sie mit Drogen betäubt und sexuell missbraucht zu haben. Die Opfer sollen während dem Konzert jeweils gezielt aus der «Reihe null» ausgewählt und gefragt worden sein, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen.