Die Cannabis-Legalisierung: Kaum eine andere drogenpolitische Frage beschäftigt die Politik häufiger. Dies kommt nicht von ungefähr: Über ein Drittel der Schweizer Bevölkerung hat bereits einmal im Leben Cannabis probiert – und dies grundsätzlich illegal. Eine mögliche Legalisierung ist mittlerweile jedoch mehr als wilder Kiffer-Klatsch – Politik, Aktivistinnen und Wissenschaft gehen Hand in Hand, um eine mögliche Regulierung zu testen.
So auch in Zürich. Grundsätzlich wäre alles bereit für ein Pilot-Projekt mit THC-haltigem Cannabis. Für die Studie «Zürich Can – Cannabis mit Verantwortung» haben sich zehn Vereine organisiert, um als sogenannte «Social Clubs» zu fungieren. In diesen dürfen Studienteilnehmende Gras beziehen oder auch gleich vor Ort konsumieren.
Puneh Ganji vom «Social Club Many’s» erklärt weiter, «nur wer bereits Cannabis konsumiert, darf Vereinsmitglied werden und an der Studie teilnehmen». Kritiker, die sagen, dass eine solche Studie das Kiffen fördern würde, entgegnet Ganji: «Man soll das Kiffen nicht schönreden, aber der positive Aspekt dieser Studie ist, dass Konsumenten nur reines Cannabis erhalten. Auf der Strasse ist sauberer Stoff nicht gewährleistet.» Der Start der Studie wurde wegen einer fehlenden Bewilligung von diesem Herbst auf den nächsten Frühling verschoben.
So wie in Zürich fehlt auch in Bern eine Bewilligung. In Basel hält das gelieferte Gras den Bio-Richtlinien nicht stand. In Lausanne und Genf sollen die Projekte 2023 starten. Ziel aller Studien ist es, Daten zum bestmöglichen Umgang mit Cannabis zu sammeln und zu analysieren – so suche man neue Ansätze für eine erstmalige umfassende Cannabis-Regulierung in der Schweiz.
Hochrisiko THC-Plantage
Seit August dieses Jahres braucht es zudem für die pharmazeutische Anwendung von Cannabis keine Sonderbewilligung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) mehr. Diese Entwicklungen bedeuten gleichermassen, dass auch THC-haltiges Gras angebaut werden muss. Dies geschieht unter anderem im Kanton Aargau.
In Zeiningen produziert die Pure Holding unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen Cannabis. Denn, wie Marc Brüngger von Pure Holding erklärt, ziehen die Pflanzen «verbrecherische Individuen» magisch an. «Bereits während unserer Anfangszeit mit CBD-Pflanzen war es ein wildes Katz-und-Maus-Spiel mit Pflanzen-Dieben – bei den THC-Pflanzen gibt es mittlerweile gesetzliche Vorgaben zu deren Schutz.»
Grundsätzlich verdient die Pure Holding ihr Geld zurzeit mit CBD-Produkten, sie könnten jedoch schnell umsatteln. «Wir wären fähig, von heute auf morgen umzustellen, wenn eine Regulierung käme», erklärt Marc Brüngger weiter.
Nicht Knall auf Fall
Nino Forrer ist Mitglied des Vereins «Legalize it!». Er beschäftigt sich seit Jahren mit einer möglichen Legalisierung. Der 30-Jährige spricht aus Erfahrung und dämpft die Erwartungen für eine schnelle Regulierung. Denn in der Politik ist auch Widerstand zur Legalisierung von Cannabis vorhanden.
Die Gegner befürchten einen Anstieg des Konsums, eine Zunahme psychischer Probleme und zusätzliche Gefahren im Strassenverkehr. Und: Sobald ein Konsens hier sei, müsse noch jedes Detail im Gesetz genau ausgearbeitet werden und dies benötige entsprechend Zeit.