Der Verkauf von Cannabis ist in der Schweiz verboten. Doch es tut sich was: Gleich mehrere Städte haben auf diesen Sommer und Herbst hin Pilotprojekte für die legale Abgabe des Stoffes angekündigt.
Die Premiere in der Stadt Basel musste nun aber verschoben werden. Die Verantwortlichen hatten festgestellt, dass die bestellten Hanfpflanzen eine Bio-Richtlinie nicht erfüllten.
Harte Regeln für Pilotprojekte
Am 15. September hätte es losgehen sollen. Knapp 400 Personen hätten ab dann in ausgewählten Basler Apotheken getrocknete Cannabisblüten und Haschisch legal einkaufen dürfen.
Um herauszufinden, wie sich dieser legale Verkauf auf den Konsum auswirkt, hätten die Verantwortlichen regelmässige Befragungen mit den Probandinnen und Probanden durchgeführt.
Mit dem Anbau betreut hatten die Basler die Firma Pure Production AG. Das Unternehmen arbeitet mit lokalen Landwirten zusammen, die mehrere Felder im Kanton Aargau bestellen. Zum Auftrag gehörte auch die Prüfung der Böden, etwa auf Schwermetalle. Trotzdem wurde erst kurz vor Projektstart klar, dass die Pflanzen die entsprechende Bio-Richtlinie nicht erfüllten.
Lino Cereghetti von der Firma Pure Production sagt: «Es wurden keinerlei Pflanzenschutzmittel aufgetragen. Weil Cannabis aber bodenreinigend wirkt, nahmen unsere Pflanzen Stoffe auf, die bereits vorher im Boden vorhanden, aber nicht festgestellt worden waren.»
Das Bio-Label als Stolperstein?
Die Bio-Richtlinie könnte in der Schweiz mit ihren intensiv bewirtschafteten Böden also zum Problem werden. Die Schlagzeilen zur starken Pestizidbelastung hiesiger Böden häuften sich in jüngster Vergangenheit.
Trotzdem setzte man im Parlament bei der Änderung des Betäubungsmittelgesetzes, das die Pilotversuche ermöglichte, auf harte Regeln. So darf etwa in einem konventionell produzierten Kopfsalat die 150-fache Pestizidbelastung vorhanden sein.
Dabei bestehen offene Fragen, was die Gefahr kleinerer Mengen an Pflanzenmittel-Rückständen auf Cannabis angeht. «Bei Pestiziden ist unklar, was genau die Auswirkungen sind», so Dominique Schori, Geschäftsführer des Drogeninformationszentrums Zürich (DIZ).
Für Experten wie Schori ist ohnehin klar: Die grösste Gefahr für Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis geht von synthetischen Stoffen aus. Genau das haben Befürworterinnen und Befürworter immer wieder als grossen Vorteil eines staatlich regulierten Anbaus betont: Im Gegensatz zum Schwarzmarkt würde transparenter, was im Stoff drin ist.
Grüne Partei fordert Kulanz
Federführend beim Gesetzesentwurf im Parlament war die Grüne Partei. Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber (ZH) gibt zu, dass die Pestizid-Thematik zu wenig berücksichtigt wurde. «Wir wussten das damals noch nicht 1:1.»
Dennoch verteidigt sie den Entscheid, die Bio-Richtlinie zu berücksichtigen. Es sei darum gegangen, Qualität sicherzustellen. «Wenn man etwas raucht, soll man nicht noch zusätzliche Gifte zu sich nehmen.»
Der Politik war nicht klar, was diese Richtlinien für einen Rattenschwanz mit sich bringen würden.
Ein permanenter Stolperstein dürfte die Bio-Richtlinie nicht werden. Zurzeit prüfen die Verantwortlichen in Basel, wie es mit der Studie weitergehen soll. Eine Möglichkeit wäre der Import von ausländischem Cannabis. Prelicz-Huber fordert derweil Kulanz. «Wenn der Boden jetzt giftig ist, dann braucht es eine Übergangszeit.»
Für eine mögliche Legalisierung in Zukunft macht sich Anbauer Cereghetti Hoffnung, dass das Bio-Label noch fallen könnte. «Der Politik war nicht klar, was diese Richtlinien für einen Rattenschwanz mit sich bringen würden. Ich bin überzeugt, dass die Bio-Qualitätsanforderungen nicht der richtige Gradmesser für den Cannabis-Markt der Zukunft sind.»