Die Fieberkurve stieg, die Herzen pochten wild. Und dann – vor 1 Uhr nachts endlich die erlösende Nachricht: Nemo hat es geschafft! Nemo gewinnt mit «The Code» den 68. Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö.
Der Jubel auf den Rängen hielt auch in die Redaktionsstuben Einzug. Sie feiern den Sieger mal frenetisch, mal subtil – aber auf alle Fälle wohlwollend und respektvoll.
Es geht ja.
Die «NZZ» schreibt von einem «Zauberwerk» und einem «royalen Triumph». Und der «Blick» erzählt gar vom «Wahnsinn in Malmö».
Die bislang bescheidene Erfolgsgeschichte der Schweiz am ESC in Rechnung stellend – Nemo verbucht für die Schweiz erst den dritten Sieg – meint Watson lapidar: «Es geht ja.» Um sogleich auch den dem Act inhärenten Mut zu würdigen: «Mit einem Song (...), der endlich mal aus der Reihe tanzt. Der endlich mal aufhorchen lässt.»
Mit Tanz und Spiel erlangt Nemo auch die Gunst der französischen Zeitung «Libération»: Nebst der «akrobatischen Inszenierung» erkennt sie die «hyperkalibrierten Kameraspiele» an und bescheinigt dem Schwank auf der drehenden Plattform einen «atemberaubenden Effekt».
Starkes Zeichen
Angesichts diverser politischer Scharmützel am ESC sieht der «Tagesanzeiger» mit Nemos Performance das «stärkste Zeichen von allen gesetzt».
Ein Votum, in das direkter noch die «Süddeutsche» einstimmt: Im politisch aufgeladenen ESC habe «am Ende das einzige angeblich rundum neutrale Land gewonnen» – «mit einem Auftritt, der selbst viel Gleichgewichtigkeitsgefühl bewies.»
Nemo wuchs über sich hinaus.
Rundum neutral, aber keinesfalls binär. Die Nemos Song eingeschriebene Botschaft erfasst «La Repubblica» in ihrer ganzen Tragweite: «The Code» sei nichts weniger als eine «Ode an die Freiheit der Geschlechter».
Die auch verpflichtet, wie die spanische Zeitung «El País» meint: Mit einem «jetzt schon ikonischen» und «fordernden» Song habe Nemo gegen seine Konkurrenten triumphiert.
Auch US-Medien berichten
Nemos ESC-Sieg strahlte bis nach Übersee aus. CNN honorierte den Bieler für eine «atemberaubende Interpretation» einer «genreübergreifenden Hymne» über eine «Reise zur Akzeptanz ihrer nicht-binären Identität».
Und selbst die brasilianische Zeitung «Folha de S.Paulo» bedachte die Schweizer Perfomance mit einem kurzen Bericht.
Nur Nemo
Die soziologische Tiefe und das menschliche Gespür in Nemos Auftritt buchstabiert die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» wieder auf den Künstler zurück: «Nemo wuchs über sich hinaus (...)», schreibt sie. «Als Nemo, der kein Er und keine Sie ist. Einfach nur Nemo.»