Für die einen ist es ein Tag wie jeder andere – für König Charles lll. der wohl wichtigste seines Lebens. Mit der Krönung tritt er nun offiziell in die Fussstapfen seiner Mutter Königin Elisabeth II., die letzten Herbst im Alter von 96 Jahren verstorben ist.
Ein immer grösserer Teil der Bevölkerung ist der Monarchie gegenüber kritisch eingestellt.
Ein grosser Teil der Bevölkerung ist in Feierlaune. In ganz England sind über 3000 Strassenfeste angemeldet, wie Agenturen diese Woche bestätigen. Aber nicht alle stehen der Krönung positiv gegenüber: «Ein immer grösserer Teil der Bevölkerung ist der Monarchie gegenüber kritisch eingestellt. Bei den unter 24-Jährigen findet die Mehrheit, dass die Monarchie abgeschafft werden soll», sagt SRF-Korrespondent Michael Gerber. Es werde morgen zwar Freude herrschen, aber keine überschwängliche.
Krönung als Ablenkung
Das vereinigte Königreich steckt in finanziellen Nöten. Nur knapp entgeht das Land letztes Jahr einer Rezession – das Risiko besteht weiterhin. Das beeinflusst auch den Wohlstand in der Bevölkerung. Viele können ihre Rechnungen kaum bezahlen. Die Krönungszeremonie bringe einige der betroffenen Britinnen und Briten auf andere Gedanken, wie Michael Gerber feststellt: «Wenn diese Krönung mit viel Prunk und einer denkwürdigen Feier in der Westminster Abbey gefeiert wird, treten die Probleme in den Hintergrund.»
Politischer Einfluss
Nicht nur Grossbritannien selbst ist im Royalfieber, die Krönung ist weltweit ein Thema. Aus über 200 verschiedenen Ländern reisen die Gäste am Wochenende nach London. Bei künftigen aussenpolitischen Konflikten könnte der Anlass eine grosse Hilfe sein, so Michael Gerber: «Sie werden dann denken: Wir haben eine tolle Party erlebt. Mein Verhandlungspartner ist zwar nicht der Einfachste, aber eigentlich sind die Briten ganz cool.»
Es sollen aber auch keine Konflikte provoziert werden. Bei solchen Feierlichkeiten wird deshalb darauf geachtet, dass sich Gäste aus spannungsgeladenen Staaten nicht zufällig treffen. Gerber: «Es wird also nicht passieren, dass US-First Lady Jill Biden plötzlich neben dem chinesischen Vizepräsidenten Han Zheng sitzt.»
Zu den wichtigsten Ritualen der Zeremonie gehört die Salbung des Königs. Dies geschieht mit geweihtem Öl aus Jerusalem. Ein weiterer wichtiger Moment findet statt, wenn die Bevölkerung dem König die Treue schwört. Die ist neu, denn bisher haben das die Adeligen direkt selbst übernommen. Dahinter steckt die Hoffnung, dass die ganze Welt mitmacht und König Charles damit unterstützt. Unterstützung kann der 74-Jährige gebrauchen. Denn an den Beliebtheitsgrad seiner Mutter heranzukommen, dürfte schwierig werden.