Das Spiel Serbien - Schweiz bewegt vor allem jene im Lande, die serbische Wurzeln haben. Zum Beispiel die Spieler des FK Jedinstvo. Viele von ihnen sind schweizerisch-serbische Doppelbürger.
Wer gewinnen soll? Da sind die Meinungen gemacht: «In dieser Situation bin ich mehr für Serbien», sagt einer. Ein anderer Spieler bläst ins gleiche Horn: «Ich bevorzuge auch, wenn Serbien gewinnen würde.» Und ein Dritter: «Grundsätzlich bin ich schon für Serbien.»
Hier können Sie das Spiel live verfolgen
Das Herz schlägt beim FK Jedinstvo also für die alte Heimat. Und auf noch etwas hofft man hier: Dass das Spiel gegen die Schweiz dieses Mal weniger emotional wird als bei der letzten Fussballweltmeisterschaft.
Die Sache mit dem Doppeladler
Kaliningrad, Russland, 22.6.2018: Es lief die 52. Minute im zweiten Gruppenspiel der Schweiz. Gegner ist Serbien.
Die Schweiz liegt 0:1 zurück, als der Ausgleichstreffer durch Granit Xhaka fällt. Jubelstürme und eine Geste von Torschütze Xhaka, die danach für sehr viel Kritik und viele Debatten sorgen sollte: Der Schweizer Stürmer mit kosovo-albanischen Wurzeln formt mit den Händen einen «Doppeladler», jenes Tier, das die albanische Flagge schmückt. Dasselbe tat später Mannschaftskollege Xherdan Shakiri, als er in der Nachspielzeit das Tor zum 2:1-Sieg schoss.
Diese zwei kurzen Momente sorgte wochenlang für Kommentare und hitzige Debatten. Es wurden Grundsatzfragen gestellt, vor allem auch jene, ob Doppelbürger in der Schweizer Nationalmannschaft spielen dürfen.
«Eine Provokation»
Die Szenen von damals sind beim FK Jedinstvo noch sehr präsent. Und werden immer noch als Provokation angesehen. Für Predrag Kostadinovic, Assistenztrainer beim FK Jedinstvo, war das ganz klar viel mehr ein politischer Akt als pure Emotionen. «Man wollte den Serben zeigen: Hey, wir Kosovo-Albaner haben es euch gezeigt!», so Kostadinovic.
Für Sinisa Mladenovic, den Trainer des FK Jedinstvo, war es der falsche Ort für solch ein Statement: «Das ist eine politische Sache, dafür haben wir Politiker, die das regeln können. Das gehört nicht zum Fussball.»
«Emotionen»
Anders sieht man dies im Büro vom KF Dardania in St. Gallen, wo viele Kosovo-Albaner spielen. Die Kritik am Doppeladler ist für sie auch vier Jahren nach dem Vorfall noch immer unverständlich.
Kushtrim Berisha, Vorstandsmitglied des KF Dardania, sagt: «Ich sah es damals nicht als Provokation an und auch jetzt nicht.» Es sei einfach aus der Situation entstanden: «Wenn man ein Goal schiesst, dann jubelt man mit dem Adler.» Das sei der kosovarischen Herkunft der Spieler geschuldet.
Dennoch räumt Arsim Dautaj, Sportchef des KF Dardania, ein: «Im Nachhinein ist man schlauer. Und nun würde auch ich sagen, lass es lieber bleiben – es ist Fussball.» Damals sei aber viel Druck entstanden wegen der vielen Berichterstattung über das Spiel. «Natürlich konnte man danach seine Emotionen nicht kontrollieren», so Dautaj.
«Den Ball flach halten»
Und heute? Für Predrag Kostadinovic, Assistenztrainer FK Jedinstvo, ist es schwierig zu sagen, was bei diesem Zusammentreffen passieren wird.
«Ich denke, dass beide Seiten die Lehren daraus gezogen haben.» Er liest serbische Zeitungen und sieht dort auch eher die Haltung, dass man den Ball flach halten solle. «Und man sich aufs Sportliche konzentriert und nicht auf die Geschichte, die passiert ist», so der Assistenztrainer.