Nicht zur Ruhe kommen, sich im Bett wälzen oder morgens aufwachen, bevor der Wecker klingelt: Nur drei Prozent der Befragten geben in einer neuen Studie des Bundes an, immer problemlos zu schlafen. Die grosse Mehrheit dagegen kämpft immer wieder einmal mit Schlaflosigkeit – und bei einem grossen Teil ist das Problem sogar chronisch.
Ein Drittel leidet an Schlafstörungen
Von sogenannt mittelgradigen Schlafstörungen sind nach Angaben des Bundesamts für Statistik (BfS) 26 Prozent der Bevölkerung betroffen. Schwerwiegender sind sogenannte pathologische Schlafstörungen, bei denen man häufig unruhig schläft und mehrmals in der Nacht aufwacht oder am Morgen zu früh erwacht: Insgesamt sieben Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Mit fortschreitendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen. So treten bei den über 65-Jährigen Schlafstörungen häufiger auf als bei 15- bis 24-Jährigen. Woher kommt diese Unruhe? Laut Björn Rasch, Professor für Psychologie an der Universität Fribourg und Schlafforscher, liegt der Hauptgrund im ständigen Grübeln. «Jeder kennt das: Ich denke über Dinge nach, die mich belasten und gerate automatisch in eine Schleife.»
Deutlicher Anstieg seit 2012
Innerhalb von 25 Jahren ist der Anteil der Menschen mit Schlafproblemen in der Schweiz laut Angaben des Bundes um fünf Prozent gestiegen. Besonders markant scheint der Anstieg seit dem Jahr 2012. Über die Gründe lässt sich streiten. Experte Rasch vermutet aber einen Zusammenhang mit den Sozialen Medien: «Damals haben diese an Fahrt aufgenommen.» Es könnte aber auch sein, dass die Sorgen der Menschen einfach grösser geworden sind – in finanzieller Hinsicht, wegen des Klimas – oder auch wegen Corona.
Frauen stärker betroffen als Männer
Laut dem BFS sind nicht alle Bevölkerungsgruppen gleich stark von Schlafstörungen betroffen: Frauen haben mit einem Anteil von 37 Prozent häufiger mit Schlafproblemen zu kämpfen als Männer. Letztere weisen einen Anteil von 29 Prozent auf. Im Vergleich zu 1997 hat sich die Anzahl junger Frauen, die sowohl unter unruhigem Schlaf als auch unter wiederholtem Aufwachen leiden, fast verdreifacht. Für Björn Rasch ist das wenig überraschend. «Schlaf hat viel mit Angst und Depression zu tun. Diese Gruppe scheint überdurchschnittlich belastet zu sein.»
Finanzschwache Haushalte trifft es eher
Schaut man sich an, welche Gesellschaftsschichten wie stark von Schlafstörungen betroffen sind, zeigt sich Interessantes. Es sind nämlich nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – vor allem Akademikerinnen und Akademiker. Am häufigsten leiden Personen ohne nachobligatorische Ausbildung an Schlafstörungen. Anders sieht es aus, wenn man sich die finanziellen Mittel der Menschen anschaut. Hier zeigen die Daten des BfS, dass Personen, die in Haushalten leben, die finanziell schlecht über die Runden kommen, auch häufiger unter Schlafstörungen leiden.
Grosse Auswirkungen auf die Gesundheit
Schlafstörungen wirken sich unter anderem auf das Energieniveau und die empfundene Lebensqualität aus. Sie stellen laut BfS ein grosses Gesundheitsproblem dar. Das sieht auch Schlafforscher Björn Rasch so, der Demenz und eine erhöhte Fehleranfälligkeit als weitere Folgen von Schlaflosigkeit nennt. Der Experte plädiert darum für ein stärkeres Engagement von Bund und Kantonen beim Thema. «Der Schlaf ist so eine Art Früherkennungssystem, das uns anzeigt, wenn etwas nicht stimmt.»