Regisseur Michael Mann zeigt in «Ferrari» die Welt des Motorsports der 1950er-Jahre und das turbulente Leben des Auto-Moguls Enzo Ferrari. Zum Kinostart gewähren die Stars des Streifens einen flüchtigen Blick hinter die Kulissen.
SRF: Adam Driver, die meisten Menschen kennen Enzo Ferrari als schillernde Gestalt mit prestigeträchtigem Namen. Im Film stellt sich heraus, dass er aber auch kalt und egoistisch sein konnte. Wie schwierig war es, all diese Aspekte seiner Persönlichkeit abzubilden?
Adam Driver: Ich habe versucht, mir kein Urteil über die Figur zu bilden. Enzo Ferrari war eine sehr vielschichtige Person. Bei seinen Angestellten, in der Öffentlichkeit oder im Umgang mit der Presse wollte er das Bild aufrechterhalten, das sie von ihm hatten. Mit seiner Geliebten Lina fühlte er sich am wohlsten. Und die Ehe zwischen ihm und seiner Frau war durch viel ungelösten Kummer und Groll belastet. Das Drehbuch von Regisseur Michael Mann hat zum Ziel, auch Einblick in ihre frühere Beziehung zu geben. Ich habe einfach versucht, gut zu spielen.
Aus Versicherungsgründen war es Ihnen verboten, einen Ferrari zu fahren. Und das sogar mit dem Nachnamen «Driver», wie frustrierend war das?
Natürlich ist es frustrierend mit diesem Nachnamen. Ich habe schon versucht, Adam Woodley zu heissen. Das hat aber nicht wirklich funktioniert. Wenn Sie verboten sagen, klingt das so, als hätte uns jemand am Set ständig zurechtgewiesen. Jetzt weiss ich gar nicht, worauf ich mit dieser Antwort hinauswollte.
Das ist in Ordnung. Penélope Cruz, Sie spielen Laura Ferrari. Eine kämpferische, aber auch gebrochene Frau, die ihren Sohn verloren hat. Wie herausfordernd war es für Sie selbst als Mutter, diese Rolle zu verkörpern?
Penélope Cruz: Ich habe in der Vergangenheit bereits Rollen gespielt, die ähnliche Dinge durchgemacht haben. Mir hat sich dann immer die Frage gestellt, ob ich anders spielen würde, wenn ich selbst Kinder hätte. Jetzt habe ich welche und verstehe die Rolle vielleicht besser. Ich bin aber nicht sicher.
Wie haben Sie sich das Wissen über Autos angeeignet?
Ich musste nicht wirklich etwas über Autos lernen. Vielmehr über die Fabrik und darüber, wie Ferrari erschaffen wurde.
Es war mir wichtig, Laura Ferrari eine Stimme zu geben.
Laura war ein wichtiger Teil der Gründung der Firma und eine der ersten Investorinnen. Sie verkaufte ein teures Hochzeitsgeschenk und steckte das Geld ins Unternehmen, als es sich in einer Krise befand. Diese kleinen Dinge zu wissen, hat einen Unterschied gemacht. Es war mir persönlich wichtig, Laura eine Stimme zu geben.
Shailene Woodley, Sie spielen Lina Lardi, die Geliebte von Enzo und die Mutter seines heimlichen Sohnes. Können Sie als unabhängige Frau der Neuzeit Enzos Verhalten auch nur im Geringsten verstehen?
Shailene Woodley: Ich glaube, Lina ging es nicht darum, sein Verhalten zu verstehen. Es ging darum, sich in seine Lebenswelt einzufühlen. Liebe ist sehr komplex. Manchmal verstehen wir nicht, warum Menschen bestimmte Entscheidungen treffen. Was nicht bedeutet, dass man sie weniger liebt.
Ich glaube, der moderne Teil Linas war in der Lage, sich über ihre Unzufriedenheit und ihr Unbehagen hinwegzusetzen. Um zu erkennen, dass mehr hinter dieser Beziehung steckte, als nur kurzlebige Bedürfnisse. Das hat mich und Michael Mann sehr berührt. Darauf wollten wir uns bei ihr wirklich konzentrieren.
Besten Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem Film.
Das Gespräch führte Philippe Klemenz.
Kinostart von «Ferrari» in der Deutschschweiz und in der Romandie: 26.12.2023, Tessin: 14.12.2023