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Groteskes Märchen «Poor Things» gewinnt Goldenen Löwen in Venedig

  • Der Goldene Löwe des Filmfestivals Venedig geht an den Film «Poor Things» des griechischen Regisseurs Giorgos Lanthimos. Das gab die Jury auf dem Lido der Lagunenstadt bekannt.
  • «Poor Things» ist eine experimentelle Variation der Frankenstein-Geschichte mit der US-Schauspielerin Emma Stone in der Hauptrolle.
  • Weitere Rollen sind mit Willem Dafoe und Mark Ruffalo besetzt.

Der 50-jährige Regisseur Lanthimos ist bekannt für Filme wie «The Favourite – Intrigen und Irrsinn», «The Lobster» oder «The Killing of a Sacred Deer».

Lanthimos mit dem Goldenen Löwen.
Legende: Giorgos Lanthimos ist in Athen geboren und lernte an der Stavrakos Film School das Regiehandwerk. REUTERS/Guglielmo Mangiapane

Der Gewinnerfilm basiert auf einem Roman von Alasdair Gray und ist visuell einzigartig. Der Film spielt im viktorianischen Zeitalter, hat aber gleichzeitig surrealistische Elemente. Das zeigt sich in fantasievollen Kostümen ebenso wie in den Kulissen. Teils ist die Optik verzerrt, etwa durch extreme Weitwinkel oder eine Fisheye-Linse.

Streik in Hollywood wirft Schatten in Venedig

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Emma Stone kam nicht zur Feier von «Poor Things» nach Venedig. Denn der Hollywood-Streik hat das Filmfestival beeinträchtigt. Viele Stars blieben fern, weil die gewerkschaftlich organisierten Drehbuchautoren und Schauspieler in den USA streiken. Sie kämpfen für eine bessere Vergütung und Regeln im Umgang mit der künstlichen Intelligenz.

«Ich persönlich bin sehr enttäuscht, dass sie nicht dabei ist, sie ist ein wichtiger Teil des Films», sagte Lanthimos über Stones Abwesenheit. «Aber natürlich verstehe ich den Grund. Nicht nur, dass sie den Film nicht promoten kann – sie und die anderen Schauspieler haben so viel Zeit und Liebe in diesen Film gesteckt, so dass es einfach schade ist, ihn nicht mit ihnen feiern zu können.»

Auch Sarsgaard sprach in seiner Dankesrede den Streik an. «Ich denke, wir können uns alle darauf einigen, dass ein Schauspieler ein Mensch ist und ein Schriftsteller ein Mensch – oder anscheinend können wir das nicht», sagte er in Anspielung auf die Gefahren, die Schauspieler und Drehbuchautoren darin sehen, dass künstliche Intelligenz immer mehr ihrer Arbeit übernimmt.

In dem grotesken Märchen «Poor Things» spielt Stone eine schwangere Frau, die sich auf der Flucht vor dem Missbrauch ihres Mannes umbringt. Der Wissenschaftler Godwin Baxter (Willem Dafoe) findet ihre Leiche, setzt ihr das Gehirn ihres ungeborenen Kindes ein und wiederbelebt sie. Sie wird nun Bella genannt und hat das geistige Alter eines Kindes, entwickelt sich aber stetig weiter.

Die wichtigsten Preisträger der Filmfestspiele Venedig

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Die 80. Internationalen Filmfestspiele Venedig sind am Samstagabend mit der Preisverleihung zu Ende gegangen. Die wichtigsten Auszeichnungen im Überblick:

  • Goldener Löwe für den besten Film: «Poor Things» von Giorgos Lanthimos
  • Grosser Preis der Jury: Ryusuke Hamaguchi für «Evil Does Not Exist» (japanisch: «Aku wa sonzai shinai»)
  • Silberner Löwe für die beste Regie: Matteo Garrone für «Io capitano»
  • Spezialpreis der Jury: «Zielona Granica» von Agnieszka Holland
  • Preis für das beste Drehbuch: Pablo Larraín und Guillermo Calderón für «El Conde»
  • Preis für die beste Schauspielerin: Cailee Spaeny für «Priscilla» von Sofia Coppola
  • Preis für den besten Schauspieler: Peter Sarsgaard für «Memory» von Michel Franco
  • Marcello-Mastroianni-Preis für den besten Jungdarsteller: Seydou Sarr in «Io capitano»

Das Publikum folgt Bella dabei, wie sie lernt sich zu bewegen und zu sprechen. Schliesslich flüchtet sie aus der Enge von Baxters Haus und lernt auf ihren Reisen das Leben kennen. Ihr Umfeld ist von ihrer vorurteilsfreien und sexuell freizügigen Art gleichsam irritiert und fasziniert.

Jury-Vorsitzender war Damien Chazelle

Die Filmfestspiele Venedig, die am 30. August begonnen hatten, zählen neben den Filmfestspielen in Cannes und der Berlinale zu den drei bedeutendsten der Welt. Im diesjährigen Wettbewerb hatten 23 Werke um die Preise konkurriert.

Das Festival zeichnete auch zwei sehr politische Filme aus: Der italienische Regisseur Matteo Garrone gewann für das Drama «Io capitano» über zwei Migranten aus dem westafrikanischen Senegal den Silbernen Löwen für die beste Regie. Und die polnische Regisseurin Agnieszka Holland erhielt den Spezialpreis der Jury für ihren Film «Zielona Granica». Das Drama erzählt von Migranten an der polnisch-belarussischen Grenze.

Die Auszeichnungen wurden von einer internationalen Jury verliehen. Ihr Vorsitzender war der US-amerikanische Regisseur Damien Chazelle. «Ich glaube, wir waren alle beeindruckt von der Bandbreite der Filme, und wir waren auch beeindruckt von der Bandbreite der Reaktionen», sagte der 38-Jährige. «Was ich wirklich aus dieser Erfahrung mitgenommen habe, abgesehen davon, dass ich das Glück hatte, diese Filme zu sehen..., war, wie leidenschaftlich, unterschiedlich und manchmal sogar heftig die Diskussionen und Debatten sein konnten, die durch diese Filme angeregt wurden.»

Video
Archiv: Schweizer Koproduktionen am Filmfestival in Venedig mit im Rennen
Aus 10 vor 10 vom 07.09.2023.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 23 Sekunden.

SRF 4 News, 9.9.23, 21:00 Uhr ; 

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