- Der Goldene Löwe des Filmfestivals Venedig geht an den Film «Poor Things» des griechischen Regisseurs Giorgos Lanthimos. Das gab die Jury auf dem Lido der Lagunenstadt bekannt.
- «Poor Things» ist eine experimentelle Variation der Frankenstein-Geschichte mit der US-Schauspielerin Emma Stone in der Hauptrolle.
- Weitere Rollen sind mit Willem Dafoe und Mark Ruffalo besetzt.
Der 50-jährige Regisseur Lanthimos ist bekannt für Filme wie «The Favourite – Intrigen und Irrsinn», «The Lobster» oder «The Killing of a Sacred Deer».
Der Gewinnerfilm basiert auf einem Roman von Alasdair Gray und ist visuell einzigartig. Der Film spielt im viktorianischen Zeitalter, hat aber gleichzeitig surrealistische Elemente. Das zeigt sich in fantasievollen Kostümen ebenso wie in den Kulissen. Teils ist die Optik verzerrt, etwa durch extreme Weitwinkel oder eine Fisheye-Linse.
In dem grotesken Märchen «Poor Things» spielt Stone eine schwangere Frau, die sich auf der Flucht vor dem Missbrauch ihres Mannes umbringt. Der Wissenschaftler Godwin Baxter (Willem Dafoe) findet ihre Leiche, setzt ihr das Gehirn ihres ungeborenen Kindes ein und wiederbelebt sie. Sie wird nun Bella genannt und hat das geistige Alter eines Kindes, entwickelt sich aber stetig weiter.
Das Publikum folgt Bella dabei, wie sie lernt sich zu bewegen und zu sprechen. Schliesslich flüchtet sie aus der Enge von Baxters Haus und lernt auf ihren Reisen das Leben kennen. Ihr Umfeld ist von ihrer vorurteilsfreien und sexuell freizügigen Art gleichsam irritiert und fasziniert.
Jury-Vorsitzender war Damien Chazelle
Die Filmfestspiele Venedig, die am 30. August begonnen hatten, zählen neben den Filmfestspielen in Cannes und der Berlinale zu den drei bedeutendsten der Welt. Im diesjährigen Wettbewerb hatten 23 Werke um die Preise konkurriert.
Das Festival zeichnete auch zwei sehr politische Filme aus: Der italienische Regisseur Matteo Garrone gewann für das Drama «Io capitano» über zwei Migranten aus dem westafrikanischen Senegal den Silbernen Löwen für die beste Regie. Und die polnische Regisseurin Agnieszka Holland erhielt den Spezialpreis der Jury für ihren Film «Zielona Granica». Das Drama erzählt von Migranten an der polnisch-belarussischen Grenze.
Die Auszeichnungen wurden von einer internationalen Jury verliehen. Ihr Vorsitzender war der US-amerikanische Regisseur Damien Chazelle. «Ich glaube, wir waren alle beeindruckt von der Bandbreite der Filme, und wir waren auch beeindruckt von der Bandbreite der Reaktionen», sagte der 38-Jährige. «Was ich wirklich aus dieser Erfahrung mitgenommen habe, abgesehen davon, dass ich das Glück hatte, diese Filme zu sehen..., war, wie leidenschaftlich, unterschiedlich und manchmal sogar heftig die Diskussionen und Debatten sein konnten, die durch diese Filme angeregt wurden.»