Weder im Fernsehen noch im Kino und kaum noch an Plakatwänden: Dromedar und Marlboro-Cowboy sind aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Kein Wunder: Die Tabakindustrie werbe gar nicht mehr für Zigaretten, betont Francois Thoenen, Mediensprecher von des weltweit grössten Tabak-Konzerns Philip Morris in der Schweiz: «In der Schweiz werben wir auf den bekannten Kanälen für unsere neuen Produkte.»
Neue Produkte wie elektrische Geräte, die den Tabak oder eine Flüssigkeit verdampfen, wurden in den letzten Jahren stärker beworben. Gleichzeitig ist die Werbung für Zigaretten deutlich zurückgegangen. Das bestätigt die Auswertung der Werbemarkt-Analystin MediaFocus. Hat die Tabakindustrie 2012 noch über 20 Millionen Franken für Werbung ausgegeben, waren es bis Ende Oktober dieses Jahres noch nicht einmal sechs Millionen.
Trotzdem, die Werbesujets der Tabakindustrie seien für gewisse Bevölkerungsgruppen immer noch omnipräsent, sagt Markus Meury, Sprecher der Stiftung Sucht Schweiz. «Im Gegensatz zu früher gibt es weniger Werbung mit der Giesskanne und mehr gezielte Werbung dort, wo die jungen Menschen unterwegs sind.» Also in Bars und Cafés oder an Festivals und Kulturanlässen. Hier gebe es überall Werbung auf Aschenbechern, Bierdeckeln, oder es gibt Wettbewerbe.
Und natürlich ist die Werbung auch im Netz. Das Internet ist auch für die Tabakindustrie wichtig geworden, bestätigt Kevin Suter vom Tabak-Konzern Japan Tobacco International: «Nirgendwo sonst kann man so zielgenau werben und sicherstellen, dass die Empfänger dieser Werbung erwachsen sind – und auch rauchen.» Erwachsene Raucher seien das Ziel der Werbung heute.
Werbung nur noch für Erwachsene?
Genau das zweifelt Sucht Schweiz an. Im Kern versuche die Tabakindustrie immer noch minderjährige Nichtraucher zu erreichen: «Es wird gezielter auf junge Menschen an diesen Orten fokussiert, wo sie sind. Das sieht die Öffentlichkeit ein bisschen weniger. Social Media werden heute gezielt beworben, auch durch Influencer. Das ist subtil.» Und weil auf den Social-Media-Plattformen Fotos und Videos munter geteilt werden, komme die Tabakwerbung schliesslich auch bei Minderjährigen an.
«Ein junges oder ein minderjähriges Publikum ist nicht unser Ziel», entgegnet der Philip Morris-Sprecher Thoenen. Dazu zitiert er just eine Studie von Sucht Schweiz: «Diese hat gezeigt, dass der Gebrauch von Tabakerhitzern durch Minderjährige statistisch nicht relevant ist und solche Produkte von diesem Publikum nicht nachgefragt werde.»
Tatsächlich zeige dies ihre Studie, bestätigt der Mediensprecher von Sucht Schweiz. Die Tabakindustrie wolle das mit ihrer Werbung jedoch ändern. Sie müsse schliesslich immer neue Kunden ansprechen, das sei ein ökonomischer Zwang, meint Meury. «Das ist auch bei E-Zigaretten so. Dort kann man sich nicht nur auf Raucher konzentrieren, weil sonst der Markt ja immer kleiner wird.»
Wenn die alten Raucher den Glimmstängel weglegen oder wegsterben, brauche es neue Konsumenten, so die einfache Rechnung von Sucht Schweiz. Sie möchte deshalb auch ein flächendeckendes Werbeverbot für Tabakprodukte. Versuche, Tabakwerbung weiter einzuschränken, sind bisher im Parlament gescheitert. Und derzeit sieht es so aus, dass auch mit dem neuen Gesetzesvorschlag die Nachfolger von Malboro Man und Dromedar nicht so stark eingeschränkt werden, wie von Präventions-Organisationen erhofft.