- Die in Russland wegen Spionage zu langen Haftstrafen verurteilten US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan sind frei.
- Ihre Freilassung aus Russland ist gemäss US-Präsident Joe Biden Teil eines grösseren Gefangenenaustausches.
- Der türkische Geheimdienst, der die Aktion koordinierte, teilt mit, dass 26 Personen aus sieben Ländern ausgetauscht wurden.
- Auch der sogenannte Tiergartenmörder Wadim Krassikow, der in Deutschland in Haft sass, kam frei.
«Einige dieser Frauen und Männer wurden jahrelang ungerechtfertigt festgehalten. Alle haben unvorstellbares Leid ertragen. Ihre Qualen sind heute beendet», schreibt der US-Präsident in einer Erklärung. «Das Abkommen war eine diplomatische Meisterleistung.»
Unter den von Russland und dem verbündeten Belarus Freigelassenen sind fünf Deutsche, drei US-Bürger, eine Person mit US-Aufenthaltserlaubnis und sieben Russen, heisst es in einer Mitteilung aus dem Weissen Haus.
Der türkische Geheimdienst MIT hat den Austausch nach eigenen Angaben selbst organisiert. Er teilt mit, dass dabei sieben Flugzeuge beteiligt gewesen seien. Ausgetauscht wurden in Ankara Gefangene, die auch in Gefängnissen in Polen und Slowenien, Norwegen und Belarus sassen.
Der US-Fernsehsender Fox News hatte zuvor berichtet, dass der in Russland inhaftierte «Wall Street Journal»-Reporter Evan Gershkovich im Rahmen eines Gefangenenaustauschs in die USA zurückkehren solle. Der 32-Jährige war am 19. Juli 2024 wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Der 54-jährige frühere US-Soldat Whelan wurde im Dezember 2018 ebenfalls wegen Spionage in Russland inhaftiert.
Russische Oppositionelle kommen frei
Nach Angaben des türkischen Präsidialamts umfasst der Austausch auch die russischen Dissidenten Ilja Jaschin und Wladimir Kara-Mursa. Auch der Menschenrechtler Oleg Orlow von der Organisation Memorial und die Künstlerin Alexandra Skotschilenko sollen freikommen.
Ausgetauscht wird auch der sogenannte Tiergartenmörder Wadim Krassikow. Dieser war wegen Mordes an einem tschetschenisch-georgischen Dissidenten im Tiergarten in Berlin zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Krassikows Freilassung stösst insbesondere bei den Angehörigen des Opfers auf Unverständnis sowie Enttäuschung, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Die Bundesregierung habe sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, heisst es in einer Medienmitteilung: «Dem staatlichen Interesse an einer Vollstreckung der Freiheitsstrafe eines verurteilten Verbrechers standen die Freiheit, das körperliche Wohlergehen und – in einigen Fällen – letztlich auch das Leben unschuldig in Russland inhaftierter Personen und zu Unrecht politisch Inhaftierten gegenüber.»
Freigelassen wurde auch der Deutsche Rico K., der in Belarus zuerst wegen angeblicher Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag zum Tode verurteilt und dann begnadigt worden ist.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat in der Nacht auf Freitag einen Grossteil der freigekommenen deutschen und russischen Staatsbürger auf dem Flughafen Köln-Bonn begrüsst. «Alle sind wohlbehalten hier angekommen», sagte Scholz kurz nach Mitternacht. An Bord der beiden Flugzeuge aus Ankara sollen etwa ein Dutzend der insgesamt 16 Freigelassenen gewesen sein, wie die Nachrichtenagentur Reuters mitteilt.
Auf russischer Seite hat Präsident Wladimir Putin die vom Westen freigelassenen Russen persönlich am Moskauer Flughafen empfangen und ihnen gemäss Reuters versprochen, sie mit staatlichen Auszeichnungen zu ehren.