Am 2. Januar hat der Frachter MSC Zoe einer Schweizer Reederei im niederländischen Wattenmeer nach einem Sturm 281 Container verloren. Dieser Unfall zeigt die andere Seite des globalen Handels. Und die MSC Zoe ist kein Einzelfall. In den vergangenen fünf Jahren wurde Frachtgut auf Containerschiffen im Wert von sieben Milliarden Franken vernichtet.
Ein Hochseefrachter wie die MSC Zoe kann mit seiner Länge von fast 400 Metern 19’200 Container laden. Anfang Jahr brachten fünf Meter hohe Wellen den Frachter in Schwierigkeiten. Während des Sturms fielen 281 Container ins Wattenmeer und wurden vor der Insel Terschelling angeschwemmt.
Immer wieder Verluste
Hochsee-Container werden auf den Frachtern aufeinandergesetzt und an den Ecken mit sogenannten «Twist Locks» verriegelt. Ab dem Hafen Rotterdam, für den Transport auf hoher See, werden die Container dann noch zusätzlich mit Querverstrebungen gesichert.
Heinz Amacker, Chef der Speditions-Firma Danser, bestätigt, dass das Beladen von Hochsee-Frachtern oft unter grossem Zeitdruck erfolgt. Bei der MSC Zoe könne es durchaus sein, dass vielleicht eine Sicherung nicht sauber gemacht worden sei. «Aber in der Regel fahren tausende Container-Schiffe auf den Weltmeeren und auch in schwerer See, wo eigentlich nie oder fast keine Container verloren gehen», sagt Amacker.
Sieben Milliarden Franken Frachtverlust
Andere Zahlen kennt die internationale Frachtschiffindustrie: Rund 6000 Schiffe fahren pro Jahr mit 130 Millionen Containern um die Welt. Davon stürzen rund 1600 Container ins Meer. Für verlorene und zerstörte Container und Fracht bezahlten Versicherungen in den vergangenen fünf Jahren sieben Milliarden Franken.
Die Gründe lägen zuerst bei der Grösse der Schiffe, die heute gebaut würden, sagt René Kobelt, Chef Schadenversicherung der Allianz Global: «Alle Konsumenten wollen so billig wie möglich einkaufen. Das heisst, auf so einem Container-Schiff will man so viel Container wie möglich laden, damit die Fracht pro Container billiger wird. Das bedeutet, diese Schiffe sind so gross wie technisch nur irgendwie möglich. Und deshalb kann auch ein entsprechend grosser Schaden passieren.»
Gravierende Umweltverschmutzungen
Kommt es zu Unfällen mit Frachtschiffen, sind die Auswirkungen auf die Umwelt massiv. 2011 fuhr der Frachter Rhina vor Neuseeland auf ein Riff und sank. Zwei Jahre später brach der Super-Frachter MLO Comfort im Indischen Ozean mit 4300 Containern entzwei.
Die Umweltorganisation Greenpeace fordert darum, dass die Weltöffentlichkeit auf das Problem aufmerksam wird. Denn jeden dritten Tag laufe irgendwo auf der Welt ein Frachtschiff auf Grund, sagt Yves Zenger, Umweltexperte bei Greenpeace: «Da fliessen riesige Mengen Öl ins Meer. Container gehen verloren, die zum Teil hochgiftige Chemikalien enthalten.»
Die Reedereien müssten viel mehr zur Verantwortung gezogen werden, etwa, indem sie Peilsender an ihre Container anbringen müssten, so Zenger.
Für Reedereien kommt eine Ausrüstung der rund 30 Millionen zirkulierenden Schiffscontainer mit GPS-Tracker nicht in Frage. Die betroffene Reederei MSC nahm zum Unglück nur schriftlich Stellung. Das Unternehmen beteuert, dass es die Strände der niederländischen und deutschen Inseln im Wattenmeer restlos vom Strandgut säubern wolle.