- Die spanische Regierung hat eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 37.5 Stunden ohne Lohnverlust beschlossen.
- Sie erhofft sich dadurch mehr Produktivität und Lebensqualität der Arbeitnehmerinnen und -nehmer.
- Das Parlament muss noch zustimmen.
Der Vorschlag der Arbeitszeitreduktion ist ein Anliegen der Linksaussenpartei Sumar, die Regierungspartnerpartei von Ministerpräsident Pedro Sánchez der Sozialistischen Partei. Mit dem Anliegen wird ein Kernanliegen des Koalitionsvertrags erfüllt.
«Bei diesem Vorschlag geht es darum, besser zu leben, weniger zu arbeiten und wirtschaftlich viel produktiver und effizienter zu sein», begründete Arbeitsministerin Yolanda Díaz von der Sumar-Partei in Madrid den Kabinettsbeschluss.
Die Arbeitsministerin sagt, die Reduktion werde zum Beispiel dazu führen, dass die Beschäftigten weniger in Gefahr seien, wegen ihrer Arbeit krank zu werden. Gesündere und glücklichere Angestellte kämen auch den Firmen zugute. Weiter im Gesetz vorgesehen ist zum Beispiel das Recht auf digitales Abschalten. Es soll gesetzlich vorgeschrieben werden, dass niemand ausserhalb der Arbeitszeiten Mails lesen oder Telefone beantworten muss.
Am stärksten dürften Angestellte in der Hotellerie, im Gastgewerbe, im Handel und in der Landwirtschaft profitieren. In vielen anderen Berufen hätte die Massnahme kaum Auswirkungen, da das Arbeitspensum bereits an der neuen Obergrenze von 37.5 Stunden oder darunter liegt – beispielsweise bei Lehrerinnen, Staatsangestellten oder in der Finanz- und Versicherungsbranche. Das Ministerium spricht von rund 12.5 Millionen Beschäftigten, die profitieren würden. Das ist rund die Hälfte aller Arbeitnehmenden.
Gesetz noch nicht unter Dach und Fach
Damit das von Arbeitgeberverbänden massiv kritisierte Dekret wirksam wird, muss es allerdings vom Parlament beschlossen werden. Die Verbände wollen lobbyieren, um es zum Scheitern zu bringen. Allerdings ist ihnen klar, dass weniger Arbeiten bei gleichem Lohn bei vielen Angestellten auf Anklang stossen dürfte.
Deshalb lehnen sie das Anliegen nicht grundsätzlich ab. Änderungen seien möglich, sollten aber mit den Sozialpartnern ausgehandelt werden, hiess es gestern – je nach Branche und Region mit unterschiedlichen Lösungen statt per Gesetz für alle.
Ob die Verkürzung der Arbeitszeiten durchkomme, sei noch nicht vorauszusagen, sagt SRF-Auslandredaktor Beat Vogt. Die Minderheitsregierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten, Pedro Sánchez, ist auf die Unterstützung mehrerer kleinerer Parteien angewiesen, damit die Arbeitszeitverkürzung in Kraft treten kann.
«Besonders schwierig ist es, die Stimmen der katalanischen Separatistenpartei Junts zu gewinnen. Die bürgerlich-konservative Partei hat schon Vorbehalte angekündigt. Das ist jedoch ziemlich der Normalfall in der spanischen Politik. Junts blockiert oft Vorlagen, verhandelt bis zum Schluss und versucht, etwas herauszuholen», sagt Vogt. Ob das auch diesmal gelinge, sei unklar. Der Ausgang bleibt offen.