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Startschuss am 1. Juli Griechenland führt Sechs-Tage-Woche ein – das Wichtigste

Während in der Schweiz teilweise über eine Vier-Tage-Woche gesprochen wird, können Arbeitgeber in Griechenland ihren Angestellten den Vorschlag unterbreiten, sechs anstatt wie bisher fünf Tage die Woche zu arbeiten. Die Hintergründe.

Lukrativ für Arbeitnehmende: Für den sechsten Arbeitstag erhalten griechische Angestellte qua Gesetz einen Aufschlag von 40 Prozent mehr Lohn, handelt es sich dabei um Sonn- und Feiertage, gibt es sogar 115 Prozent zusätzlich. Damit könnten die Griechen künftig mehr arbeiten als ohnehin schon: Innerhalb der EU verzeichnen sie die meisten Wochenarbeitsstunden.

Maximal 48 Stunden Arbeit pro Woche: Damit wird die Mär der arbeitsfaulen Griechen, wie sie während der Finanzkrise von zahlreichen internationalen Medien kolportiert wurde, einmal mehr widerlegt. Laut Statistikbehörde Eurostat führen die Griechen mit 41 Stunden die EU-Rangliste der Wochenarbeitsstunden an. Für die Schweiz verzeichnet die Auflistung im Schnitt 42 Wochenstunden. Zu viel sollen jedoch auch die Griechen nicht arbeiten, wie das neue Gesetz aus Athen festlegt: 48 Stunden pro Woche sind demnach das Maximum.

Fachkräftemangel wegen Finanzkrise

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Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Griechenland ist vor allem auf die schwere Finanzkrise des Landes von 2010 bis 2018 zurückzuführen. Damals stand das Land kurz vor der Pleite und Hunderttausende gut ausgebildete junge Leute wanderten ins Ausland ab. Von diesem Brain-Drain hat sich Griechenland bis heute nicht erholt, auch wenn es mit der Wirtschaft aufwärts geht.

Gewerkschaften kritisieren das Gesetz: Trotz der geplanten Zusatzzahlungen sehen Arbeitnehmenden-Organisationen das Modell als Ausbeutung. Arbeitsminister Adonis Georgiadis lässt sich nicht beirren: «Da vor allem in der Industrie ein grosser Mangel an Arbeitskräften herrscht, werden Überstunden geleistet – und die werden oft schwarz gezahlt», argumentierte er bei der Debatte zum Gesetz im Parlament. Mit der neuen Regelung hingegen erhielte jeder das Recht auf extra bezahlten Sondereinsatz und Schwarzarbeit werde der Riegel vorgeschoben.

Schwarzarbeit in Griechenland: Susanne Schmugge ist Wirtschaftsredaktorin bei SRF und erklärt das Problem der Schwarzarbeit: «Gemäss Fachleuten wird in Griechenland eigentlich schon heute mehr gearbeitet, als die wöchentlichen Höchstarbeitsstunden vorsehen würden, aber eben meistens schwarz. Das heisst: vorbei an den Steuerbehörden. Und das will der Staat jetzt ändern.»

Auch Tourismus betroffen: Der Mangel an Arbeitskräften trotz einer Arbeitslosenquote von aktuell rund elf Prozent betrifft nicht nur Industriebetriebe und den IT-Sektor, sondern vor allem auch die Landwirtschaft und den Tourismus. Dort aber strebt die konservative griechische Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis andere Lösungen an. So wird versucht, Saisonkräfte für die Ernte sowie als Service- und Reinigungskräfte Menschen aus Ägypten, Indien und anderen Schwellenländern zu akquirieren.

Gesetz zielt auf Schichtbetriebe: Das neue Gesetz zur Sechs-Tage-Woche hingegen zielt auf Unternehmen ab, die zwölf oder auch 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche den Betrieb aufrechterhalten müssen – etwa Industriebetriebe, aber auch Telekommunikations-Unternehmen und andere Dienstleister. Der öffentliche Sektor und Staatsunternehmen gehören ebenfalls zur Zielgruppe.

Lösung für Fachkräftemangel in der Schweiz?

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Auch in der helvetischen Alpenrepublik fehlt es an Arbeitskräften. Wäre das griechische Modell also eine Lösung dafür? SRF-Wirtschaftsredaktorin Schmugge winkt ab: «Die Löhne in der Schweiz sind vergleichsweise hoch, deshalb können es sich viele Leute leisten, weniger zu arbeiten. Diese freie Zeit ist ihnen oftmals wichtiger als das zusätzliche Geld oder ein weiterer Karriereschritt. Gerade bei der jüngeren Generation hat die Erwerbsarbeit auch nicht mehr diesen hohen Stellenwert, den sie früher noch hatte.»

Gleichzeitig würden die Jüngeren aber zahlenmässig in unserer Gesellschaft zur Minderheit wegen der demografischen Verschiebung. Das mache sie zusätzlich begehrt: «Deshalb versuchen Unternehmen attraktiver zu sein. Ein Stichwort ist da die Vier-Tage-Woche zum Beispiel bei einem 90 Prozent Lohn. Das geht nicht überall und für alle gleichermassen. Darum gibt es auch andere Ideen hierzulande, um die Leute anzuregen, mehr zu arbeiten, wie die Gesellschaft es braucht. Zum Beispiel, dass man möglichst hohe Pensen belohnt, durch geringere Steuerbelastung bei höherer Beschäftigung.»

Das wiederum hiesse, die Steuerprogression zu kappen. Und das ist laut Schmugge ebenfalls höchst umstritten.

In der Schweiz bereits möglich: Hierzulande kann man regulär sechs Tage am Stück arbeiten – unter ganz bestimmten Bedingungen, wie Schmugge sagt: «Die arbeitnehmende Person muss einverstanden sein, das Ganze muss zeitlich begrenzt sein und es muss kompensiert werden können.»

Tabelle entfernt

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In einer ersten Version des Artikels haben wir eine Grafik mit den durchschnittlich geleisteten Wochenarbeitsstunden 2022 aus verschiedenen Ländern publiziert. Wir haben die Aufstellung mittlerweile nicht auf einheitlichen Daten beruhte.

SRF 4 News, 1.7.2024, 16:25 Uhr ; 

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