Als «Gamechanger» im Kampf gegen den Fachkräftemangel wurde die 4-Tage-Woche verkauft. Auch die Hotelgruppe Krafft in Basel hatte grosse Hoffnungen: Die Angestellten hätten so mehr Freizeit. Das Personal habe sich dafür auch in einer Befragung ausgesprochen.
Doch genau dieses Personal wünschte sich die 5-Tage-Woche nun wieder zurück. «Die Tage waren sehr lang. Mit der Pause waren die Angestellten fast zwölf Stunden pro Tag im Betrieb», sagt die HR-Verantwortliche der Krafft-Gruppe, Melina Horni. Man habe teilweise wieder auf das alte System umgestellt.
Das Problem: Unter einer 4-Tage-Woche verstehen die meisten eine Reduktion der Arbeitszeit. Das sei aber bei ihnen nicht möglich gewesen, so Horni. In einem Hotelbetrieb bedeute eine 4-Tage-Woche 42 Stunden in vier Tagen. Und schon das koste mehr: «Wir haben sieben Tage in der Woche offen – jemand muss diese Schichten abdecken.»
Küchenteam will dabei bleiben
Einzig das Küchenteam im Hotel Krafft möchte aus diesen Gründen bei der 4-Tage-Woche bleiben. Dort wurde im Sommer die Zimmerstunde abgeschafft. Das heisst, statt am Nachmittag drei Stunden Pause zu machen, blieb das Küchenteam bis spätabends vor Ort.
Diese Zimmerstunde werde oft gar nicht als Pause wahrgenommen, sagt Krafft-Küchenchef Lorenz Kaiser: «Auch wenn man am Nachmittag drei Stunden weg ist, fühlt es sich an, als sei man den ganzen Tag vor Ort gewesen.» Deshalb hätte das Küchenteam den längeren Tag nicht als solchen wahrgenommen.
Nicht mehr zurück zur 5-Tage-Woche
Ähnliche Erfahrungen gemacht hat das Park-Hotel in Winterthur. Auch dort ist nur das Küchenteam bei der 4-Tage-Woche geblieben. Dort helfe diese sogar, Überstunden zu vermeiden, sagt Direktor Philipp Albrecht: «Wenn wir nach dem Mittagsservice nicht fertig geworden sind, ist halt die Zimmerstunde draufgegangen. Jetzt bleibt das Küchenteam ohnehin den ganzen Nachmittag da.»
Die Umstellung habe gedauert – etwa nach einem Jahr seien die Abläufe eingespielt gewesen. Aber nun wolle niemand mehr zurück zur 5-Tage-Woche.
Nur geprüft, aber nicht eingeführt, hat der Schweizerhof in der Lenzerheide die 4-Tage-Woche. Dort sei die Zimmerstunde aber auch sehr beliebt, sagt Geschäftsinhaberin Claudia Züllig. «Bei uns sind Sie in einer Viertelstunde auf der Skipiste. Da gehen die Angestellten lieber für drei, vier Stunden raus, statt Zehn-Stunden-Schichten zu leisten.»
Der Gast bestimmt die Arbeitszeiten
Die grösste Herausforderung bleibt aber in allen Betrieben dieselbe, ob in den Bergen oder in der Stadt: Die Angestellten müssen dann arbeiten, wenn die Gäste kommen. «Die Gäste können ja nicht schneller essen, nur weil wir gerne kürzere Tage hätten», sagt etwa Philipp Albrecht vom Park Hotel Winterthur.
Jeder Betrieb müsse schlussendlich seine eigene Lösung finden. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel sei die 4-Tage-Woche ein mögliches Puzzleteil, aber kein Allheilmittel. «Es tönt gut, aber wir haben gemerkt, dass es viele versteckte Herausforderungen gibt», sagt Melina Horni von der Krafft-Gruppe.
Mehr «Work-Life-Balance»
Das 4-Tage-Modell bleibt eine Ausnahme, auch in der Gastroszene. Dies bestätigt Maurus Ebneter, Präsident des Basler Wirteverbands. Man stelle jedoch fest, dass viele Mitarbeitende wie in anderen Branchen nur noch Teilzeit arbeiten möchten. Auch in der Gastrobranche gebe es einen Wertewandel hinzu mehr «Work-Life-Balance», so Ebneter.