Und dann war tatsächlich Feuer im Dach. Am Sonntagnachmittag wurde die Berliner Feuerwehr nach Friedrichshain gerufen. Es brannte im etwas verruchten Berliner Bezirk, Rauch überall. Schliesslich aber konnten die 40 Feuerwehrleute wieder abziehen – die Mieterin konnte den brennenden Adventskranz selbst löschen.
Die Mieterin war Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, über deren Rücktritt tagelang gerätselt wurde. Auch das noch. Das ganze Wochenende die Frage: Geht sie oder geht sie nicht? Chaos-Tage in Berlin. Noch bevor es offiziell war, wurde über die Nachfolge spekuliert – am Schluss war Lambrechts Communiqué vom Montagmorgen nur noch Formsache. Sie ging nicht mal mehr ins Büro in den Bendlerblock, wo das Verteidigungsministerium in Berlin seinen Sitz hat. Lambrecht blieb einfach zu Hause. Wo es wohl noch immer nach Rauch riecht vom Adventskranz. Sie könnte einem fast leidtun jetzt.
«Olaf will das» – aber dann wollte sie nicht mehr
Obwohl seit Tagen über die Abberufung von Lambrecht spekuliert wurde, gibt es noch keine Nachfolgelösung. Der Kanzler hat wohl tatsächlich gedacht, er könne Lambrecht halten, trotz allem.
Denn normalerweise gilt im Kanzleramt: «OWD». Die Abkürzung steht für «Olaf will das». Das war schon in Hamburg so, als Scholz Bürgermeister war. Und gilt heute noch: Wenn etwas «OWD» ist in Berlin, dann wagt niemand, etwas dagegen zu sagen oder zu tun. Scholz wollte Lambrecht behalten – aber dann wollte sie nicht mehr. Und erwischte den Chef auf dem falschen Fuss. Erst am Dienstagnachmittag wohl werden wir wissen, wer auf Lambrecht folgt.
Für Scholz hatte eine schwache Verteidigungsministerin auch Vorteile. Scholz konnte selber entscheiden – Lambrecht sass bei den ganz wichtigen Entscheidungen zwar am Tisch – mehr als nicken konnte sie aber nicht. Ganz nach dem klassischen «OWD»-Prinzip.
Die Favoritinnen und Favoriten winken ab
Vielleicht auch darum haben viele Favoritinnen und Favoriten schon abgesagt. Zum Helden oder zur Heldin werden, wie die Grüne Aussenministerin Annalena Baerbock, kann man im Bendlerblock nicht. Als Boss einer heruntergewirtschafteten Bundeswehr – jahrelang vernachlässigt nach dem Ende des kalten Krieges. Kein Wunder, funktionieren die Panzer nicht. Oder die Funkgeräte. An Nato-Übungen müssen die Soldaten aufs Handy ausweichen – mit dem analogen deutschen Funk kann man mit Einheiten anderer Nato-Staaten nicht mal kommunizieren. Es ist schlimm.
Wer also will sich das antun? Auch wenn der oder die Neue Mitte Woche anfängt: Das Feuer im Dach des Verteidigungsministeriums ist schwer zu löschen. Dagegen ist ein dürrer Adventskranz im Wohnzimmer von Christine Lambrecht knapp Peanuts.