Das Ergebnis der ersten Runde bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat historische Dimensionen. Erstmals in der Geschichte der fünften Republik wird kein Kandidat der etablierten Parteien von konservativer oder sozialistischer Seite in die Stichwahl steigen.
Absturz der Sozialisten
Die regierenden Sozialisten des scheidenden Staatschefs François Hollande erlitten ein Debakel. Ihr Kandidat Benoît Hamon kam nur auf knapp sieben Prozent. Das ist das mit Abstand schlechteste Ergebnis für einen Sozialisten bei einer Präsidentschaftswahl in der jüngsten Geschichte Frankreichs.
Hamon sprach von einer «moralischen Niederlage», für die er die Verantwortung übernehmen werde. Jetzt wollen die Verlierer mit Emmanuel Macron einen Wahlsieg von Marine Le Pen verhindern.
Ich bin damit gescheitert, das Desaster, das sich angekündigt hatte, zu verhindern. Ich übernehme dafür die volle Verantwortung
Hamon sprach von einer «Auslöschung der Linken durch die extreme Rechte». Er rief dazu auf, «den Front National so deutlich wie möglich zu schlagen».
Auch der sozialistische Premierminister Bernard Cazeneuve schloss sich dem Aufruf an: Es gehe darum, das «unheilvolle Programm eines Rückschritts Frankreichs und der Spaltung der Franzosen» zu verhindern.
Sein Amtsvorgänger Manuel Valls schrieb auf Twitter, jeder müsse die «Schwere des Moments» erkennen.
Niederlage der Konservativen
Auch der konservative François Fillon von den Républicains hat seine Niederlage eingestanden. Er sagte vor Anhängern, er werde bei der Stichwahl für Macron stimmen. Er begründete dessen Unterstützung damit, dass Le Pen das Land ins Unglück führen würde.
Es gebe deshalb keine andere Wahl, als am 7. Mai «gegen die extreme Rechte zu stimmen». Zugleich rief er dazu auf, nun auch an die Parlamentswahlen im Juni zu denken.
Der Extremismus kann Frankreich nur Unglück und Spaltung bringen
Fillon sagte vor seinen Anhängern, er habe eine persönliche Niederlage erlitten, die aber nicht eine Niederlage der Partei sei. Er sprach damit die gegen ihn laufenden Ermittlungen wegen Veruntreuung an.