Der politische Neuling Emmanuel Macron aus der politischen Mitte überflügelt die Front National-Chefin Marine Le Pen. Das Verdikt des französischen Wahlvolkes ist klar: Es schickt die traditionellen Parteien zur Linken und zur Rechten nach Hause.
Mehr als 40 Prozent der Wähler haben gegen dieses Machtkartell gestimmt und Populisten gewählt: Rechts Marine Le Pen, Chefin des Front National, links Jean-Luc Mélenchon. Beide sprechen im Namen des Volkes und nehmen für sich in Anspruch, dass sie für jene sprechen, die sich von den Traditionsparteien im Stich gelassen fühlen.
Reihen gegen Le Pen schliessen sich
Zu dieser Elite gehört eigentlich auch der ehemalige Finanzminister Emmanuel Macron. Geschickt hat er sich als Zentrumspolitiker inszeniert und verspricht einen politischen Neuanfang. Er hat gute Chancen, die Stichwahl gegen Marine Le Pen zu gewinnen.
Die Reihen schliessen sich bereits. Die grossen Verlierer, der Republikaner François Fillon und der Sozialist Benoît Hamon, haben ihre Niederlage eingestanden. Verbunden mit einem Wahlaufruf für Emmanuel Macron.
Unscharfes Profil ist Macrons Schwäche gegen Le Pen
Die Unschärfe im politischen Profil Macrons dürfte seine grösste Schwäche sein. Seine Gegnerin Le Pen wird ihn als politisch schwach angreifen, als Kopie des glücklosen Präsidenten François Hollande.
Dabei ist Marine Le Pen alles andere als eine strahlende Siegerin. Sie hat weniger gut abgeschnitten, als die meisten politischen Beobachter noch vor wenigen Wochen vermutet hatten. Wahrscheinlich hat ihr der linkspopulistische Konkurrent Jean-Luc Mélenchons entscheidende Stimmen abgenommen.
Auch Linkspopulist Mélenchon ist ein Sieger
Aus dem Wettbewerb um die Präsidentschaft ist Mélenchon zwar ausgeschieden. Er gehört dennoch zu den Siegern. Denn er hat sich klar als Leader der Linken etabliert. Was sich auch am Resultat der Sozialisten zeigt, die sich faktisch bereits während des Wahlkampfs aufgelöst hatten. Der rechte Flügel unterstützte offen Macron – Vertreter des linken Flügels hielten zu Mélenchon.
Grosser Verlierer ist aber der Republikaner François Fillon. Dank seiner treuen Wählerschaft hat er zwar immerhin 20 Prozent erreicht. Aber sein Umgang mit der Finanzaffäre seiner Familie machte ihn zum Prototyp der arroganten Machtelite.
Macron ist am 7. Mai deutlich im Vorteil
Im zweiten Wahlgang sagen Prognosen einen klaren Sieg Macrons voraus – vieles spricht dafür: Für die Linke ist er immerhin wählbar – im Unterschied zu Le Pen, für grosse Teile der Rechten ebenso.
Wenn das Wahlvolk denn zur Urne geht. Dafür spricht eine alte französische Tradition: Auch wenn die Wähler sich im ersten Wahlgang mit der positiven Entscheidung für ihre Politiker schwer tun. Im zweiten Wahlgang haben sie später deutlich weniger Mühe, die schlechten Kandidaten von den schlechteren zu unterscheiden. Dann liegt die Stimmbeteiligung stets höher als in der ersten Runde.