Yael Savriego und Yael Donana haben viele Gemeinsamkeiten: Da ist zunächst der gleiche Vorname. Ausserdem sind beide aus dem Kibbuz Nir Yitzhak an der Grenze zum Gazastreifen, das am 7. Oktober von Terroristen der Hamas angegriffen wurde. Politisch trennen die beiden aber Welten.
An das Schicksal der Geiseln erinnern
Die 21-jährige Yael Donana lebt noch immer im Kibbuz und rechnet sich der politischen Linken in Israel zu – wie das so üblich ist bei den Kibbuzniks. Jeden Mittwoch kommt sie nach Tel Aviv auf den sogenannten Geiseln-Platz, wo Angehörige der Entführten auf das Schicksal ihrer noch in Gaza festgehaltenen Liebsten aufmerksam machen.
Das Wichtigste sei, die Geiseln freizubekommen. Die Hamas könne militärisch nicht besiegt werden, deshalb brauche es ein Abkommen, und zwar sofort.
Vom Kibbuz in die Siedlung
Yael Savriego ist vor mehr als zehn Jahren aus dem Kibbuz weggezogen, in eine Siedlung im israelisch besetzten Westjordanland. Die 32-Jährige wählt Parteien rechts der Mitte. Für eine Israelin, die im Kibbuz sozialisiert wurde, ein ungewöhnlicher Schritt.
Am 7. Oktober war Savriego zu Besuch bei ihrer Mutter in Nir Yitzhak. Sie überlebte den Angriff mit ihren drei Kindern im Schutzraum. Ihr Onkel wurde an jenem Tag nach Gaza verschleppt. Unlängst erfuhr die Familie, dass er ermordet wurde.
Savriego engagierte sich bis vor kurzem bei der Organisation «Tzav 9», die humanitäre Hilfstransporte nach Gaza blockierte. Sie war davon überzeugt, dass die Hamas so zur Aufgabe und Freilassung der Geiseln gezwungen werden könne: «Das einzige, was die Hamas wirklich braucht, sind Hilfsgüter. Ohne Benzin und Nahrungsmittel kann sie in den Tunneln nicht überlebten», erzählt sie.
Ihr sei es nie um das Aushungern der Zivilbevölkerung Gazas gegangen. Viele Aktivistinnen und Aktivisten von «Tzav 9» äusserten sich aber deutlich radikaler und wandten bei der Blockade von Hilfskonvois auch Gewalt gegen Lastwagenfahrer an. Die USA haben die Organisation deswegen im Juni als «gewalttätige, extremistische Organisation» mit scharfen Sanktionen belegt.
Nur Diplomatie führt zum Ziel
Yael Savriego sagt heute, die Aktionen von «Tzav 9» hätten nichts gebracht. Und auch die israelische Armee sei beim Versuch, die Geiseln zurückzubringen, nicht erfolgreich gewesen. Sie ist zur Überzeugung gelangt: Nur eine diplomatische Lösung wird die Geiseln zurückbringen. Und den Leichnam ihres Onkels.
Yael Donana und Yael Savriego stehen stellvertretend für zwei Drittel der israelischen Bevölkerung, die ein Abkommen zwischen Israel und der Hamas anstatt einer Fortsetzung des Krieges befürworten. Es sind Menschen von rechts bis links im politischen Spektrum.
Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bisher alles Flehen der Angehörigen, alle Strassenproteste und alle Meinungsumfragen ignoriert. Fragt sich, ob das bei den jetzt wieder angelaufenen Verhandlungen um einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln anders sein wird.