Müde und enttäuscht sei er, sagt der Leiter der Schweizer Delegation, Franz Perrez, nach dem Abschluss der Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheik. «Es ist ganz klar kein gutes Ergebnis herausgekommen, auch wenn jetzt Rückschritte verhindert werden konnten.» Man habe alles aufgegleist, um weit nach vorne zu gehen, doch die Ziele seien nicht wirklich erreicht worden.
Wir haben alles aufgegleist, um weit nach vorne zu gehen, doch die Ziele sind nicht wirklich erreicht worden.
Treten an Ort beim 1.5-Grad-Ziel?
Bei der letzten Klimakonferenz in Glasgow sei das 1.5-Grad-Ziel noch am Leben gehalten worden, denn es sei noch erreichbar gewesen, stellt Perrez weiter fest. «Mit dieser COP ist nun die Schnittstelle erreicht, wo man es auch verlieren könnte.» Denn das beschlossene Arbeitsprogramm sei nicht so griffig, wie erhofft, und die Beschlüsse seien insgesamt bescheiden. Nur wenn all diese Beschlüsse ambitioniert umgesetzt würden, insbesondere auch für die Grossemittenten, bleibe das 1.5-Grad-Ziel erreichbar.
Das 1.5-Grad-Ziel bleibt nur erreichbar, wenn alle Beschlüsse ambitioniert umgesetzt werden, auch für die Grossemittenten.
Die Klimakonferenz hat einen Fonds «Loss and Damage» zur Entschädigung der ärmsten Länder für die Folgen des Klimawandels beschlossen, der von den ärmeren Ländern als Durchbruch gefeiert wird. Laut Perrez ist es tatsächlich gelungen, wichtige Elemente einzubauen. Namentlich, indem man den Fokus auf die verlässlichsten Länder gesetzt habe.
Der Fonds – mehr als Symbolik?
Zugleich sei die Struktur des Fonds so angelegt, um die Geberbasis auszubreiten, so Perrez. Ob das aber auch gelinge, sei noch Gegenstand weiterer Verhandlungen. Ein symbolisches Zeichen sei mit dem Fonds nun sicher gesetzt. Ob am Schluss eine effektive Antwort für «Loss and Damage» vorliege, werde aber wohl weniger von diesem Fonds abhängen, sondern letztlich vom Gesamtpaket, das noch erarbeitet werden müsse.
Die EU und auch die Schweiz hätten gedroht, die Verhandlungen zu verlassen, wenn nicht genügend für den Klimaschutz getan werde. Der Entscheid für die eine oder andere Seite habe auf Messers Schneide gelegen, sagt der Schweizer Delegationsleiter und betont nochmals: «Rückschritte konnten verhindert werden, wie das auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga sagte. Doch wirklich grosse Fortschritte gab es nicht. Aber wir haben ein Arbeitsprogramm, das man nutzen kann.»
Hier ist vieles nicht ideal gelaufen. Das hat dazu beigetragen, dass das Ergebnis nicht optimal ist.
Ägypten mit wenig Elan
Zur mehrfachen Kritik an der Verhandlungsführung Ägyptens stellt Perrez aus Sicht der Schweiz fest, dass der Elan nach vorne bei der Präsidentschaft tatsächlich nicht so richtig spürbar gewesen sei. Anders als an der letzten COP, wo die Präsidentschaft in allen Bereichen viel ambitionierter gewesen sei.
So sei in Sharm El-Sheik der Einbezug der Parteien nicht genügend sichergestellt worden. Die Texte hätten viel zu spät vorgelegen, und letztlich habe die Zeit gefehlt, untereinander eine Lösung zu finden. «Hier ist vieles nicht ideal gelaufen. Das hat dazu beigetragen, dass das Ergebnis nicht optimal ist», so Perrez.