Donald Trump hat angekündigt, US-Truppen aus Nordsyrien abzuziehen. Der Entscheid des US-Präsidenten stiess international auf viel Kritik und erntet sogar in den eigenen Reihen Kopfschütteln. Doch in dieser Sache will Donald Trump mit dem Kopf durch die Wand, meint USA-Korrespondent Peter Düggeli – denn es gehe um den Wahlkampf.
SRF News: US-Präsident Donald Trump spricht schon länger von einem Abzug der Truppen aus Syrien. Jetzt setzt er dies in die Tat um. Weshalb wählte er diesen Zeitpunkt?
Peter Düggeli: In einem Jahr sind Wahlen in den USA und Trump will das davor durchziehen. Für ihn ist die «Mission accomplished», der IS ist geschlagen und jetzt will er einfach nur raus. Davor gab es jedoch ein langes Hin- und Her. Trump schwankte zwischen zwei Optionen: raus aus Syrien oder die Kurden schützen. Das zeigt, wie schwer ihm dieser Entscheid fiel.
Donald Trump wird für diesen Entscheid auch im eigenen Land heftig kritisiert – vom Pentagon und sogar von der eigenen Partei. Bahnt sich ein weiterer Machtkampf an?
Was es heute im Kongress von den Republikanern an Kritik zu sehen gab, das übersteigt die gesamte republikanische Kritik am Präsidenten der vergangenen zweieinhalb Jahre. Ein Beispiel: Lindsey Graham, der im Amtsenthebungs-Skandal der grösste Verteidiger Trumps ist, bezeichnete den Abzug als Desaster. Und auch der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, meinte, der Präsident müsse in dieser Sache umdenken. Gut möglich, dass da eine mittlere Schmach auf Trump zukommt.
Es scheint so, als habe sich Trump verrechnet?
Auf der einen Seite kann man das so sehen. Trump musste ja auch etwas zurückrudern. In einem Tweet versicherte er, er werde mit grosser Weisheit dafür sorgen, dass die Türkei nicht zu weit geht. Auf der anderen Seite scheint es aber auch, dass der Präsident mit dem Kopf durch die Wand will. Eine Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner wollen den Krieg in Syrien nicht mehr. Trump konnte bei seinem Wahlversprechen, US-Truppen abzuziehen, noch keine grossen Erfolge erzielen. Ein Jahr vor den Wahlen will er deshalb endlich Ernst machen.
Das Gespräch führte Andrea Vetsch.