- Der frühere Papst Benedikt XVI. hat sich von seiner vermeintlichen Mitautorenschaft eines umstrittenen Buchs über das Eheverbot für Priester distanziert.
- Der Ex-Papst habe gar nicht als Co-Autor des Buches auftreten wollen, so Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein.
- Den Text zum Thema Zölibat habe Benedikt zwar verfasst, ihm sei aber die Aufmachung des Buchs nicht klar gewesen.
- Der konservative Kardinal Robert Sarah und Verfasser des Buchs wehrt sich gegen die Darstellung und spricht von «Lügen» und «Verleumdung».
Der Skandal um die Äusserung von Ex-Papst Benedikt zum Zölibat nimmt eine absurde Wendung. Sein privater Sekretär Georg Gänswein teilte mit, der Ex-Papst habe gar nicht als Co-Autor des Buches «Des profondeurs de nos coeurs» («Aus den Tiefen unserer Herzen») auftreten wollen. Er wolle folglich sein Bild auf dem Titel und seine Unterschrift in Einleitung und Nachwort entfernt sehen.
Es sei alles ein «Missverständnis», teilte der Privatsekretär Benedikts mit. Allerdings habe der emeritierte Papst tatsächlich den Text über das Zölibat verfasst. Nur über die Aufmachung sei sich der 92-jährige Benedikt nicht im Klaren gewesen.
Verfasser wehrt sich gegen Darstellung Benedikts
Der konservative Kardinal und Verfasser des Buchs, Robert Sarah, wehrt er sich gegen den Vorwurf, Benedikt für seine Zwecke eingespannt zu haben. Um das zu belegen, twitterte er Briefe von Benedikt, die zeigen sollen, dass dieser durchaus von einer geplanten Veröffentlichung wusste. Sarah spricht von «Lügen» und «Verleumdung». Später erklärte er, es solle nun nur noch auf dem Titel stehen: «Mit einem Beitrag von Benedikt XVI.»
Warnung vor Aufweichung des Priesterzölibats
Das französische Buch soll am Mittwoch erscheinen. Darin warnen die beiden vor einer Aufweichung des Zölibats. Aus dem Werk veröffentlichte die französische Zeitung «Le Figaro» vorab Auszüge.
Das Buch wurde als Affront des ehemaligen Papstes gegenüber seinem Nachfolger Franziskus gewertet. Denn dieser will in Kürze ein sogenanntes postsynodales Schreiben veröffentlichen, in dem es auch um die Ehelosigkeit von Priestern gehen soll. Hintergrund ist, dass Papst Franziskus die Ehelosigkeit für Priester in der stark an Priestermangel leidenden Amazonas-Region überdenkt.
Unübliche Einmischung
Dass sich der Ex-Pontifex noch vor dem amtierenden Katholiken-Oberhaupt zu so einem heiklen Thema äussert, werteten Theologen und Kirchenexperten als Grenzüberschreitung. Denn Benedikt hatte nach seinem Rücktritt im Februar vor sieben Jahren Zurückhaltung und ein stilles Leben im Gebet gelobt.