Giorgia Meloni lädt zum Afrikagipfel in Rom. Rund 50 Staaten und internationale Organisationen werden dem Ruf folgen. SRF-Italienkorrespondent Franco Battel über die Ziele und Aussichten des Afrikagipfels.
Was ist Melonis Ziel des Afrikagipfels in Rom?
Meloni geht es vor allem darum, ein Zeichen zu setzen. Sie will der italienischen Öffentlichkeit zeigen: Seht, wenn ich rufe, dann senden 50 Staaten und internationale Organisationen Vertreterinnen und Vertreter nach Rom zu einem Afrikagipfel. Inhaltlich geht es Meloni vor allem um die Migration. Im letzten Jahr erreichten Italien von Afrika her 150'000 Migrantinnen und Migranten. Meloni hatte im Wahlkampf versprochen, diese Zahl deutlich zu reduzieren – doch tatsächlich ist sie gewachsen. In zweiter Linie geht es ihr um Energie aus Afrika, beispielsweise um Gas, das Italien aus nordafrikanischen Ländern bezieht.
Wieso ist Melonis Migrationspolitik so wenig erfolgreich?
Um auf dem riesigen afrikanischen Kontinent wirklich etwas zu bewirken, müsste man sehr viel Geld, Einfluss und Know-how haben. Ich bezweifle, dass Italien das in der nötigen Menge aufbringen kann. Und die Tatsache, dass es Italien beim Thema Afrika vor allem um die Migration geht, ist nicht sehr hilfreich, wenn man sich in Afrika Gehör verschaffen möchte.
Wie gross sind Melonis Chancen für Zugeständnisse?
Meloni dürfte kaum viel erreichen – Italien ist dazu einfach zu klein. Zudem werden in Rom wohl nicht alle wichtigen Leute mit am Tisch sitzen. In Afrika ist in den letzten Jahrzehnten der Einfluss von China, Russland und auch der Türkei immer grösser geworden. Dem kann Italien allein kaum etwas entgegensetzen. Dazu müssten Italien und die EU an einem Strang ziehen. Meloni wird in Rom aber immerhin eine grosse Bühne haben, auf der sie auftreten kann. Schliesslich steht Italien bereits mitten im Wahlkampf für die Europawahl im Sommer.
Wo in Afrika hat Italien am meisten Einfluss?
Italien hat dort gute Karten, wo es schon seit langem präsent ist: dort, wo es eine eigene Kolonialgeschichte hat oder dort, wohin es lange und enge Verbindungen pflegt. Dazu gehört etwa Libyen. Hier hat Italien eine koloniale Vergangenheit, ausserdem ist es wirtschaftlich stark präsent in der Gas- und Ölförderung. Doch was die anderen Länder Afrikas betrifft, muss Italien wohl einen Weg zusammen mit der EU suchen, um womöglich etwas zu erreichen.