Die Schauspieler Sylvester Stallone (78), Mel Gibson (69) und Jon Voight (86) sollen sich für die Interessen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump in Hollywood einsetzen. «Diese drei sehr talentierten Personen werden meine Augen und Ohren sein», schrieb der 78-Jährige auf seiner Online-Plattform Truth Social, auf der er die drei zu «Sonderbotschaftern» erklärte. SRF-Filmexperte Enno Reins über die Hintergründe.
Warum ernennt Trump gerade Sylvester Stallone, Mel Gibson und Jon Voight als Hollywood-Botschafter?
Die drei Altstars sind seit längerem Unterstützer von Donald Trump. Mel Gibson («Mad Max») stellte im zurückliegenden Wahlkampf die Intelligenz von Vizepräsidentin und Trump-Gegnerin Kamala Harris infrage. Sylvester Stallone («Rocky») nannte Donald Trump nach dem Wahlsieg im November den zweiten George Washington. Dieser war einer der Gründerväter und erster Präsident der USA. Jon Voight («Midnight Cowboy») verglich Trump mit einer anderen Lichtgestalt der US-Geschichte; er sagte, er wäre der grösste Präsident seit Abraham Lincoln. Dieser hatte seinerzeit die Sklaverei im Land beendet. Voight ist vielleicht der Radikalste der drei Schauspieler. Zur ersten Amtseinführung von Trump im Januar 2017 sagte er: «Gott hat alle unsere Gebete erhört». Den Wahlsieg Bidens nannte er Betrug. Die drei alten Männer gehören zu einer Minderheit, denn die Mehrheit der Hollywoodstars steht hinter den Demokraten. Heisst: Donald Trump hatte keine grosse Auswahl und musste fast auf drei Altstars zurückgreifen.
Was will Trump mit den Botschaftern in Hollywood konkret erreichen?
Das ist unklar. Die drei «Sondergesandten» sollen helfen, Hollywood «grösser, besser und stärker zu machen, als es jemals zuvor war.» Die Filmfabrik habe zu viele Geschäfte ins Ausland verloren, erklärte Donald Trump. Auch wenn wegen billigerer Produktionskosten tatsächlich mehr im Ausland hergestellt wird, dürfte dies aber nur ein Grund sein. Mit seinem Bemühen um mehr Diversität und Gleichberechtigung ist das heutige Hollywood Trump und seinen erzkonservativen Anhängern ein Dorn im Auge. Sie sehen darin eine Abkehr von traditionellen US-amerikanischen Werten und befürchten ein zu «wokes» Amerika. Das Ganze hat also etwas mit dem andauernden Kulturkampf zu tun.
Was versprechen sich die drei Stars davon?
Der einzige, der etwas gewinnen könnte, wäre Mel Gibson. Seine Karriere dümpelt dahin im B-Movie-Sumpf. Mit 69 ist er der jüngste der drei und kann vielleicht noch auf ein Comeback hoffen. Sylvester Stallones Karriere läuft. Mit «Tulsa King» hat er eine erfolgreiche Serie am Laufen. Für den bald anlaufenden Jason-Statham-Film «Working Man» hat er das Drehbuch geschrieben. Jon Voight ist mit 86 altersbedingt am Ende seiner Karriere. Er dreht maximal einen Film pro Jahr. Für seinen vorletzten Film «Mercy» bekam er die Goldene Himbeere.
Wenn Film und Politik zusammengehen: Kann das gutgehen?
In den USA hat es Tradition, Stars repräsentative Jobs im Weissen Haus zu geben. Arnold Schwarzenegger war vor seiner eigenen Polit-Karriere Fitnessbeauftragter unter Präsident George Bush, Joe Biden berief unter anderem Lady Gaga in den Ausschuss des Präsidenten für die Künste und die Geisteswissenschaften. Sprich, die Nominierung der drei Altstars als Sonderbeauftragte hat Tradition und ist ein symbolischer Akt, kaum mehr.