«Am Schluss gibt in Israel doch immer die Sicherheit den Ausschlag», sagt SRF-Nahostkorrespondent Philipp Scholkmann zum doch eher überraschenden Wahlausgang in Israel.
Wähler glauben Netanjahus Schwarzmalerei
Auch wenn im Wahlkampf die soziale Not im Land thematisiert worden sei, so habe doch Premier Benjamin Netanjahu erfolgreich auf seine grosse Erfahrung als erfolgreicher Beschützer des Landes verwiesen und damit bei den Wählern gepunktet.
Gewirkt habe im Wahlkampf auch Netanjahus Warnung vor den existenziellen Risiken für Israel, sollte sein Gegenspieler, Jitzchak Herzog von der Zionistischen Union, an die Macht kommen. Dabei habe der Premier insbesondere die Möglichkeit betont, dass Herzog sogar mit den arabischen Parteien gemeinsame Sache machen könnte.
Komplexe Regierungsbildung
Trotz dem relativ deutlichen Wahlsieg des Likud sei allerdings nicht mit einer raschen Regierungsbildung zu rechnen, so Scholkmann weiter. Netanjahu sei auf eine Koalition mit mehreren kleinen Parteien angewiesen, und diese würden für eine Regierungsbeteiligung ihre Bedingungen stellen. Nach den letzten Wahlen hatte es mehr als einen Monat lang gedauert, bis die Regierung stand.
Laut Scholkmann dürfte sich Netanjahu auch diesmal auf seine bewährten Partner vom rechten Rand abstützen: auf die Nationalreligiösen, die Siedler-Vertreter und die Ultra-Orthodoxen Parteien. Damit es für eine Regierungsmehrheit reicht, brauche er aber auch die Unterstützung einer Kraft aus dem Zentrum. Dies könnte die Partei Kulanu sein. Sie wird angeführt von Netanjahus ehemaligem Kommunikationsminister Mosche Kahlon. «Er ist eine Art soziale Ausgabe von Netanjahu», beschreibt der Korrespondent ihn.
Weiter betont Scholkmann, dass dies alles vorerst Spekulationen seien. Zunächst werde Staatspräsident Reuven Rivlin nun das Endergebnis der Wahl abwarten, die Parteien anhören und erst dann den Auftrag zur Regierungsbildung erteilen.