Das Abkommen, das die Regierungen Deutschlands und Namibias zusammen ausgehandelt haben, steht unter keinem guten Stern. Schon während der Verhandlungen in den letzten fünf Jahren hatten verschiedene Vertreter der Herero und der Nama immer wieder kritisiert, dass sie nicht direkt beteiligt gewesen seien, sich ausgeschlossen und durch die Verhandlungsführer nicht angemessen vertreten fühlten.
Unzufriedene Häuptlinge
Entsprechend harsch ist nun ihre Reaktion, entsprechend dezidiert ihre Ablehnung. Von einer Beleidigung ihrer Vorfahren und ihrer Intelligenz sprach zum Beispiel Vekuii Rukoro gegenüber der Zeitung «The Namibian». Rukoro gehört zu den hochrangigen traditionellen Herero-Führern, den sogenannten «Paramount-Chiefs».
Und Johannes Isaack, Vorsitzender des Nama-Häuptlingsverbands NTLA, erklärte, man werde weiterkämpfen. Die beiden sind nicht die Einzigen. Die Namibische Zeitung «New Era» berichtet, dass mittlerweile auch traditionelle Führer, welche die Verhandlungen bislang unterstützt hätten, sich davon distanzierten. Das sind schlechte Voraussetzungen für echte und nachhaltige Versöhnung.
Es geht unter anderem um die 1.1 Milliarden Euro, die Deutschland Namibia im Abkommen zusichert. 1.1 Milliarden Euro, verteilt über 30 Jahre. Das sei nichts weiter als die Fortführung der bisherigen deutschen Entwicklungshilfe. Und mit der Absicht, sich für den Völkermord zu entschuldigen, gehe es Deutschland darum, Wiedergutmachungszahlungen zu verhindern.
Tatsächlich war der Begriff «Reparationen» ein heikler Punkt in den Verhandlungen. Die namibische Seite hätte diesen Begriff schwarz auf weiss im Abkommen stehen sehen wollen. Deutschland hingegen hat sich erfolgreich dagegen gewehrt.
Der namibische Präsident Hage Geingob selbst hat sich noch nicht öffentlich zur Einigung mit Deutschland geäussert. Gestern wurde bekannt, dass er und seine Frau sich mit dem Coronavirus infiziert haben.