Was ist passiert? Ein Schiff mit 100 bis 120 Migranten ist am Mittwoch vor der libyschen Küste in Seenot geraten. Die libysche Küstenwache ist anschliessend nicht ausgerückt, da sie zu wenig oder zu schlechtes Material hat. Ein türkisches Handelsschiff in der Nähe wurde um Hilfe gebeten.
Dieses Schiff sollte einen libyschen Hafen anlaufen, änderte aber seinen Kurs in Richtung Malta. Italienische Medien hatten berichtet, dass der Kapitän von Flüchtlingen zu dieser Richtungsänderung gezwungen worden sei. Ob Waffen eingesetzt wurden und was sich genau an Bord des Schiffes ereignete, darüber weiss man zurzeit noch nichts.
Worauf stützt Salvini diese Aussage, verfügt er über zusätzliche Informationen? Italienkorrespondent Franco Battel bezweifelt das. Man müsse nun abwarten, was die maltesischen Behörden kommunizieren, nachdem sie mit der Besatzung und den Flüchtlingen gesprochen haben. «Ausserdem weiss man auch nicht, ob sich alle Migranten an Bord an der Meuterei beteiligt haben.» Die Aussage von Matteo Salvini bezüglich Piraterie sei sicherlich zu früh und auch zu pauschal, so Battel.
Was passiert nun mit den Flüchtlingen? Die Migranten und Flüchtlinge werden nun zuerst befragt werden. Den Schuldigen einer möglichen Meuterei droht in Malta ein Prozess. Die grosse Frage werde sein, was mit den Minderjährigen, Frauen und anderen geschehe, die nicht am betreffenden Fall beteiligt gewesen seien, so der Italienkorrespondent. Da es in der EU keinen Verteilschlüssel gibt, wird man mühsam Lösungen finden müssen, die Flüchtlinge in einzelne EU-Staaten zu verteilen. Dieser Prozess kann Wochen dauern.
Was würde eine Rückschaffung nach Libyen bedeuten? Diejenigen, die nicht an einer möglichen Meuterei beteiligt gewesen sind, können in Malta einen Antrag stellen, erklärt Battel. Laut UNO und anderen Stimmen herrschen in den libyschen Lagern aber menschenunwürdige Zustände; Gewalt und Mangel an Essen beispielsweise. Die Migranten wollen unter keinen Umständen wieder zurück nach Libyen und versuchen deshalb jeweils alles, um wegzukommen.