- Ein Handelsschiff, das Migranten vor der libyschen Küsten aufgenommen hatte, ist im Hafen von Malta angekommen.
- Zuvor hatte die maltesische Armee die Kontrolle über den Öltanker übernommen und ihn in Richtung Hafen eskortiert.
- Den Migranten wird vorgeworfen, den Frachter vor der libyschen Küste in ihre Gewalt gebracht zu haben.
Frauen und Kinder stiegen über eine schmale Treppe an Land. Es folgten Männer, einige mit Handschellen. Fünf wurden festgenommen. Der Kapitän habe mehrmals versichert, dass einige Migranten ihn und die Crew bedroht hätten, teilte das Militär mit. Das Schiff legte am Morgen im Hafen vor der Hauptstadt Valletta an.
Eine Spezialeinheit war zuvor an Bord gegangen und hatte den türkischen Öltanker «El Hiblu 1» dem Kapitän zurückgegeben, wie es in der Mitteilung der Armee hiess.
«Wir entziehen uns nicht unserer Verantwortung»
Der Tanker soll am Dienstagabend rund 108 Migranten vor der libyschen Küste gerettet haben, darunter auch Frauen und Kinder. Eine Gruppe soll dann das Schiff «gekapert» haben, weil die Geflüchteten nicht nach Libyen zurück wollten.
«Sie sind keine Schiffbrüchigen, sondern Piraten», schrieb Italiens rechtspopulistischer Innenminister Matteo Salvini am Mittwoch auf Twitter.
Maltas Premierminister Joseph Muscat erklärte auf Twitter, nun «allen internationalen Regeln entsprechend» vorzugehen. «Wir entziehen uns trotz unserer Grösse nicht unserer Verantwortung.» Die Insel Malta ist der kleinste EU-Staat.
NGOs sprechen von «Konzentrationslagern»
Sowohl Italien als auch Malta wollen Bootsflüchtlinge nicht aufnehmen, solange es keinen EU-weiten Verteilmechanismus gibt. Vor der libyschen Küste sind kaum mehr Rettungsschiffe im Einsatz, die Boote von Hilfsorganisationen wurden immer wieder lange auf dem Meer blockiert oder aus dem Verkehr gezogen.
Auch die EU hat ihren Marineeinsatz vor der libyschen Küste gestoppt. Die am Mittwoch offiziell bestätigte Entscheidung sieht vor, bei der Anti-Schleuser-Operation Sophia vorerst nur noch Luftaufklärung zu betreiben und libysche Küstenschützer auszubilden.
Diese sollen die Migranten wieder in das Bürgerkriegsland bringen, wo den Menschen allerdings schwere Misshandlungen drohen. Immer wieder wehren sich Migranten deshalb, nach Libyen zurückgebracht zu werden. Hilfsorganisationen sprechen von unmenschlichen Bedingungen vor Ort und gar von «Konzentrationslagern», in denen die Migranten auch Folter ausgesetzt seien.