Klar – die aufsehenerregende Anklage der New Yorker Staatsanwältin wegen Betrugs gegen Donald Trump, drei seiner Kinder und mehrere seiner Unternehmen könnte den abgewählten Ex-Präsidenten viel Geld kosten. Und ja – der Entscheid eines Appellationsgerichts, dass das Justizministerium fortfahren dürfe mit seinen Untersuchungen im Falle der über 100 in Trumps Privatanwesen Mar-a-Lago beschlagnahmten, als geheim klassifizierten Staatsdokumenten, könnte dem mit einer erneuten Präsidentschaftskandidatur liebäugelnden Verlierer der letzten Wahl eine noch viel aufsehenerregendere Anklage wegen Behinderung der Justiz einbringen. Mindestens. Doch politischen Schaden? Trägt Trump deshalb keinen davon.
Im Gegenteil. Schon die Mar-a-Lago-Geschichte, die Hausdurchsuchung durch die Bundespolizei FBI oder die Vorwürfe aus dem Justizministerium haben keineswegs zu einer Absatzbewegung, sondern vielmehr zu einem «rally-behind-the-flag»-Effekt geführt, indem sich seine Anhängerschaft um ihren angegriffenen Anführer schart.
Ein weiterer Angriff der Linken
Trumps «Make-America-Great-Again»-Basis sieht in der FBI-Hausdurchsuchung von Mar-a-Lago und in der Anklage in New York nur einen weiteren Angriff der Linken auf «ihren» Präsidenten. So wie sie Trump schon seit dessen Nomination als Präsidentschaftskandidat 2016 permanenten Angriffen durch das in ihren Augen linke Establishment, durch den nach ihrer Überzeugung übergriffigen Staat ausgesetzt sehen.
Für seine Anhängerinnen und Anhänger beweisen die juristischen Ereignisse des letzten Tages und der letzten Nacht nur, dass dessen Gegner alle Regierungsgewalt einsetzen und selbst das Justizsystem für ihre politischen Ziele instrumentalisieren würden, um Trump zu jagen.
Trump spielt Karte des «Opfers» hervorragend
Trump wiederum versteht es ausgezeichnet, genau diese Gefühle zu bedienen. Das FBI verfolge demnach nicht ihn – sondern alle seine Anhänger. Die Steuerbehörden seien nicht hinter seinem Geld her – sondern hinter dem aller Amerikanerinnen und Amerikaner. Er hingegen würde gegen diesen übergriffigen Staat kämpfen, und somit für seine Anhängerinnen und Anhänger. Je mehr Trump angegriffen wird, desto höher steigt er bei seiner Anhängerschaft. Kommt hinzu, dass er die Karte des «Opfers» hervorragend zu spielen versteht.
Nur in einem Aspekt wird es kompliziert: Wann wird Trump seine erneute Kandidatur für die Präsidentschaft verkünden? Die meisten Expertinnen und Beobachter in den USA gehen davon aus, dass er diesen Schritt sofort machen würde, sobald das Justizministerium ihn wegen der Geheimdokumente in Mar-a-Lago anklagen würde.
Falls dies vor den Zwischenwahlen Anfang November geschieht, dürfte dies allerdings gewaltige Auswirkungen auf die Wahlchancen der Republikaner haben. Und vor nichts graust es den republikanischen Parteistrategen mehr, als dass diese Zwischenwahlen noch stärker als jetzt schon eine Abstimmung über Trump werden.