- Donald Trump hat sich im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden gestellt.
- Der frühere US-Präsident war zuvor wegen versuchten Wahlbetrugs angeklagt worden.
- Nach weniger als einer halben Stunde hat der Republikaner das Gerichtsgebäude bereits wieder verlassen.
- Von Trump wurde neben der Aufnahme von Personalien auch ein Polizeifoto gemacht und anschliessend veröffentlicht.
Donald Trump starrt mit finsterer Miene in die Kamera. Die Augen geradeaus gerichtet, die Lippen aufeinander gepresst, die Stirn in Falten gelegt. Neben Trumps blondem Schopf prangt oben links im Bild das Emblem eines Sheriff-Büros in Atlanta. Es ist das historisch einmalige Polizeifoto des einst mächtigsten Mannes der Welt – aufgenommen im berüchtigten Gefängnis von Fulton County.
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber musste sich dort am Donnerstagabend (Ortszeit) den Behörden stellen, nach einer Anklage gegen ihn rund um versuchten Wahlbetrug. Kurz nachdem er das Gefängnis wieder verliess, nutzte der 77-Jährige das denkwürdige Polizeifoto, um mehr als zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Twitter-Eintrag zur Nachfolgeplattform X zurückzukehren. Dort postete er das Bild ohne Polizei-Emblem, dafür mit der Parole: «Niemals aufgeben!»
Mehrere juristische Premieren
Trump hatte bereits die vorherigen Anklagen gegen ihn für Wahlkampfzwecke genutzt, um seine Basis zu mobilisieren und Spenden zu sammeln. Mit Erfolg. Das beispiellose Polizeifoto aus Atlanta bietet ihm nun das Märtyrer-Bildnis zu seiner Darstellung, die Strafverfolgung gegen ihn sei nichts als der Versuch seiner politischen Gegner, ihn an einer zweiten Amtszeit zu hindern.
Trump ist der erste Ex-Präsident der Vereinigten Staaten, gegen den Anklage erhoben wurde. Nicht ein Mal, sondern gleich vier Mal. Und er ist auch der erste Ex-Präsident, der in einem Gefängnis vorstellig werden musste und von dem ein Polizeifoto gemacht wurde. In den drei anderen Fällen in New York, Miami und Washington, in denen der Republikaner angeklagt wurde, hatten die Behörden auf ein solches Bild verzichtet. Das Foto aus Atlanta dürfte in die Geschichte eingehen.
In der Hauptstadt von Georgia ist Trump gemeinsam mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in dem Bundesstaat zu beeinflussen. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Republikaner und den anderen Angeklagten eine Frist bis zu diesem Freitag gesetzt, um sich aus freien Stücken bei den Strafverfolgungsbehörden in Atlanta zu melden. Trump kam dem am Donnerstagabend nach. Die Behörden in Atlanta gewährten ihm dabei aber – anders als jenen in den anderen Strafverfahren – keine Ausnahmeregelungen.
Dies ist ein sehr trauriger Tag für Amerika.
Mit grosser Entourage erschien Trump im Bezirksgefängnis in Atlanta, liess die Formalia und das Foto über sich ergehen. Etwa 20 Minuten später verliess seine Wagenkolonne das Gefängnisgelände wieder. Trump reiste kurz darauf mit seinem privaten Flugzeug aus Atlanta ab – nicht aber, ohne sich vor dem Einsteigen in die Maschine noch einmal bitterlich über die Strafverfolgung gegen ihn zu beklagen.
«Dies ist ein sehr trauriger Tag für Amerika», sagte Trump vor dem Abflug. «Dies hätte nie passieren dürfen», bekräftigte der republikanische Präsidentschaftsbewerber, der bei der Wahl 2024 erneut antreten will.
Trump sprach erneut davon, die Strafverfolgung gegen ihn sei nichts als Wahlbeeinflussung. Was hier geschehe, sei eine Farce. «Ich habe nichts falsch gemacht», beteuerte er. «Und jeder weiss das.» Er habe jedes Recht gehabt, die Ergebnisse der Präsidentenwahl 2020 anzuzweifeln, behauptete der 77-Jährige.