Zum Inhalt springen

Anschlag in Münster Täter hatte keine politischen Motive

Die Ermittler haben «keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund» der Tat – eine Zusammenfassung des Anschlags in Münster.

Was ist passiert? Um 15.27 Uhr am Samstag hatte ein Mann einen silberfarbenen Campingbus im Zentrum von Münster (D) in eine Menschengruppe gefahren. Danach richtete sich der Täter selbst im Wagen.

Der Vorfall ereignete sich vor dem Lokal Kiepenkerl. Es ist ein traditionsreiches Lokal mitten in der historischen Altstadt von Münster. Bei gutem Wetter sitzen und stehen dort oft zahlreiche Menschen im Freien.

Mit diesem Wagen fuhr der Amokfahrer in die Gasstätten am Kiepenkerl.
Legende: Mit diesem Wagen fuhr der Amokfahrer in die Gasstätten am Kiepenkerl. Keystone

Wer ist der Täter? Ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zufolge handelt es sich bei dem Täter um einen 48 Jahre alten Deutschen aus Münster. Er war der Polizei bereits wegen kleinerer Delikte bekannt. Dabei ging es um eine Bedrohung, Sachbeschädigung, eine Verkehrsunfallflucht und Betrug. Man müsse den Sachverhalt der Verfahren aber noch aufklären.

Es gebe keine Hinweise, dass noch weitere Verdächtige an dem Verbrechen beteiligt gewesen seien – man gehe von der Tat eines psychisch labilen Einzeltäters aus, sagte eine Polizeisprecherin.

Was war das Motiv? Nach der Durchsuchung der vier Wohnungen des Amokfahrers von Münster gibt es nach Polizeiangaben keine Hinweise auf ein politisches Tatmotiv. «Wir haben seit gestern Nachmittag in der ganzen Nacht die Wohnungen des Täters durchsucht», sagte der Polizeipräsident von Münster.

Zwei davon lägen in Ostdeutschland, zwei in Münster. «Die erste, doch schon etwas intensivere Durchsicht hat keinerlei Hinweise auf einen politischen Hintergrund ergeben.» Die Ermittler gingen daher davon aus, «dass die Motive und Ursachen in dem Täter selber liegen».

Keinerlei Hinweise auf einen politischen Hintergrund.
Autor: Hajo Kuhlisch Polizeipräsident Münster

Das sei ein vorläufiger Stand, betonte der Polizeipräsident. Etwas endgültig auszuschliessen dauere länger. Doch auch die Durchsuchung von Fahrzeugen und eines Containers hätten keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund ergeben.

Polizisten.
Legende: Sicherheitskreisen zufolge soll der Täter psychisch krank gewesen sein. Keystone

Wer sind die Opfer? Die Polizei identifizierte inzwischen auch die beiden Todesopfer. Demnach handelt es sich um eine 51-jährige Frau aus dem Kreis Lüneburg und einen 65-jährigen Mann aus dem Kreis Borken. In der Uniklinik gab es ausserdem mehrere Notoperationen. 20 Verletzte forderte der Anschlag, insgesamt würden vier Schwerstverletzte behandelt, sagte eine Sprecherin.

Wie geht es weiter? Bereits am Samstagabend versammelten sich Bürger, um gemeinsam zu trauern. Im Paulus-Dom in Münster gibt es am Sonntagabend einen ökumenischen Gedenkgottesdienst, den Bischof Felix Genn leiten will.

Bundesinnenminister Horst Seehofer hat die Sicherung von Strassen und Plätzen durch mehr Beton-Hindernisse angeregt. «Absperrpfosten hätten in dem konkreten Fall helfen können, aber es muss immer nach einzelnen Gesichtspunkten der Örtlichkeiten entschieden werden», sagte der CSU-Politiker.

Er räumte allerdings ein, dass Beton-Hindernisse kein Allheilmittel seien, weil sie auch Rettungskräfte behindern könnten. Bei allen Bemühungen sei eine absolute Sicherheit leider nicht möglich, sagte der Minister beim Besuch des Tatortes.

Ein Mann trauert, beobachten von zahlreichen Kameramännern, am Tatort.
Legende: Ein Mann trauert am Tatort – Erschütterung und Fassungslosigkeit sind die vorherrschenden Gefühle nach der Tat. Keystone

Meistgelesene Artikel