Bei einem der verheerendsten Sprengstoffanschläge der vergangenen Monate sind in Somalias Hauptstadt Mogadischu knapp 100 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Ein mutmasslicher Selbstmordattentäter hatte seinen Lastwagen, der mit Sprengstoff beladen war, in einem belebten Stadtviertel hochgehen lassen.
Noch hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt, er trage aber die Handschrift der islamistischen Terrormiliz Al Shabaab, sagt die freie Journalistin Bettina Rühl.
SRF News: Wie ist dieser Anschlag im Vergleich zu früheren Attentaten einzuordnen?
Bettina Rühl: Man muss traurigerweise sagen, dass es in der Vergangenheit immer wieder Anschläge mit möglichst vielen Toten gegeben hat. Es ist auch nicht der erste Anschlag mit einem LKW, damit ist die Sprengkraft und so die mögliche Anzahl der Toten natürlich um ein Vielfaches höher. Der bisher grösste Anschlag vor zwei Jahren mit rund 600 Opfern ging auch auf die Al-Shabaab-Miliz zurück.
Die Menschen werden natürlich auch zornig, dass sie immer wieder Ziel dieser Anschläge werden.
Warum gibt es noch kein Bekennerschreiben? Ist das typisch?
Zum Anschlag mit den 600 Toten hat sich die Gruppe auch nicht bekannt. Es gibt dann doch eine gewisse Scham. 2017 hat die Bevölkerung auch mit grosser Wut reagiert und tagelang protestiert. Die Menschen werden natürlich auch zornig, dass sie immer wieder Ziel dieser Anschläge werden.
Es tobt ein Kampf um die Vorherrschaft in Somalia. Die Terrormiliz Al-Shabaab will die somalische Regierung stürzen. Diese wird aber von der UNO unterstützt. Wie stark ist die Terrormiliz zurzeit?
Weite Teile des Landes stehen unter ihrer Kontrolle und die Miliz ist in der Lage, solche Anschläge auf Regierungsgebiet zu verüben. Sie hat offensichtlich auch relativ viele Spitzel in der Regierung und ist dadurch jeweils gut informiert. Trotzdem: Im Vergleich zur Situation vor einigen Jahren hat sich die Lage verbessert. 2011 war beispielsweise auch die Hauptstadt unter der Kontrolle der Al-Shabaab-Miliz. Für Ausländer war es unmöglich, da überhaupt einen Fuss aufzusetzen. Es gibt also Fortschritte, aber diese passieren ganz langsam.
Der Anschlag nährt nun einmal mehr die Zweifel, ob die somalische Armee die Sicherheit garantieren kann.
Sind diese Fortschritte nun in Gefahr?
Ein Problem ist, dass die afrikanische Unterstützungstruppe der Regierung in den kommenden Monaten abziehen will. Denn man geht davon aus, dass die somalische Armee nach den Jahren der Unterstützung nun in der Lage sein müsste, alleine die Sicherheit zu garantieren. Der Anschlag nährt nun einmal mehr die Zweifel, dass die somalische Armee dazu wirklich in der Lage sein wird.
Das Gespräch führte Simone Hulliger.