Bei der Attacke in Tadschikistan sind vier Touristen ums Leben gekommen, darunter auch ein Schweizer. Sie waren mit dem Bike auf der beliebten Pamir-Route unterwegs. Wie solche Reisen einzuschätzen sind, weiss die Reiseleiterin Beatrice Fischli. Sie hat sich in letzter Zeit vermehrt mit der Pamir-Route auseinandergesetzt.
SRF-News: Am Montag wurden zwei Schweizer Biker in Tadschikistan Opfer einer Attacke, womöglich mit terroristischem Hintergrund. Waren die Velofahrer leichtsinnig?
Beatrice Fischli: Ich denke nicht, denn ich gehe davon aus, dass sie sich seriös auf die Reise vorbereitet haben. Wenn man die Sicherheitslage der letzten Jahre beobachtet hat und die verschiedenen Hinweis-Seiten konsultiert hat, gab es keine Indizien, den Pamir-Highway zu vermeiden. Ein Restrisiko bleibt natürlich immer.
Welche Risiken nimmt man in Kauf, wenn man in dieses Land reist?
Das EDA gab zwar Reisehinweise, doch es wurde nicht von einer Reise abgeraten. Ich persönlich habe mich dort gleich sicher gefühlt wie in der Schweiz. Der Präsident von Tadschikistan hat dieses Jahr zum Jahr des Tourismus ausgerufen. Das hätte er sicher nicht gemacht, wenn die Lage instabil wäre.
Es gibt Strassenkontrollen, die eigentlich der Sicherheit der Touristen dienen, aber teilweise korrupt sind.
Es gibt einzig Strassenkontrollen, die eigentlich der Sicherheit der Touristen dienen, aber teilweise korrupt sind. Nur in Grenznähe zu Afghanistan gibt es fundamentalistische Bewegungen, die unzufrieden sind mit der Situation im Land. Die haben aber nichts mit Touristen zu tun.
Weshalb ist das Land für Biker interessant?
Es gibt den berühmten Hippie-Trail, auf dem die 1968er-Bewegung mit dem Hippie-Bus über die Türkei, Iran und Pakistan nach Indien reiste. Dieser Route sind Radfahrer lange gefolgt. Wegen der politischen Unsicherheiten in Pakistan hat sie sich nach Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan verlagert. Jetzt führt der Weg über den Pamir-Highway durch eine wunderschöne Gebirgsregion.
Unterwegs kommt man in Berührung mit persischer und buddhistischer Geschichte.
Die selten befahrene Strasse ist mit den 5000er-Pässen die zweithöchste Fernstrasse der Welt. Unterwegs kommt man in Berührung mit persischer und buddhistischer Geschichte und man befindet sich auch auf einem alten Handelsweg, auf dem bereits Marco Polo unterwegs war.
Wie viele Touristen fahren da jährlich durch?
Das sind schätzungsweise 500 bis 1000 Velofahrer.
Was bedeutet eine Verschärfung der Sicherheitslage für den Tourismus und das Land?
Der Anschlag ist für die Leute vor Ort sehr konsternierend, denn sie wollten zeigen wie gastfreundlich sie sind. Das Land hat gerade in den letzten Jahren sehr viel in den Tourismus investiert. Es hat Hotels gebaut, verschiedene Trecking-Möglichkeiten ausgekundschaftet, Reise-Guides ausgebildet, und sie in Englisch unterrichtet. Es entwickelte sich etwas, wenn auch im kleinen Stil.
Werden Sie jetzt keine Reisen mehr dorthin anbieten?
Wie es weiter geht, kann ich noch nicht sagen, das kommt sehr auf das EDA an. Ein Reisebüro muss Sicherheit mit einem EDA-Bericht garantieren können. Wir müssen jetzt abwarten. Wenn das wirklich auf einer terroristischen Attacke basiert, werden wir dort kein kommerzielles Programm anbieten können. Diese Situation stellt alles in Frage.