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«Pacific Islands Forum»: So geht es der Pazifikregion
Aus SRF 4 News vom 30.08.2024. Bild: Keystone
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Anstieg des Meeresspiegels Pazifik «am Rande einer Klimakatastrophe»

Beim Pacific Islands Forum im Königreich Tonga diese Woche ging es um die Zukunft der tiefliegenden Länder in jenem Teil der Welt, der bereits besonders stark unter den Folgen der Klimaerwärmung leidet. Doch für einen Durchbruch für den Klimaschutz ist es nicht gekommen.

Die Kinder, die jeden Nachmittag nach der Schule im Meer in der Pazifiknation Kiribati baden, dürften diese Woche kaum gemerkt haben, dass tausende von Kilometer entfernt Spitzenpolitiker aus dem Pazifik, den USA und China über ihre Zukunft entscheiden. Die Kleinen hatten unmittelbarere Probleme: Sie mussten aufpassen, wie sie beim Spielen den Cola-Dosen und Plastikfetzen ausweichen können, die zu Tonnen im Wasser schwimmen.

Vier Kinder, die lachend in einem Gewässer schwimmen.
Legende: Die Zukunft der Kinder auf der kleinen Pazifikinselnation Kiribati ist gefährdet. Urs Wälterlin

Kiribati ist bereits derart stark vom klimabedingten Anstieg des Meeresspiegels betroffen, dass die Bewohnerrinnen und Bewohner in ihrer Not ihre prall gefüllten Mülltüten am Strand aufstapeln – als Schutzwälle gegen das eindringende Wasser.

Die verwundbarste Region der Welt

Der Pazifik sei die verwundbarste Region der Welt in Sachen Klimaerhitzung, meinte UNO-Generalsekretär António Guterres zum Auftakt des Pacific Islands Forums (PIF). Eine Region, die am wenigsten zum globalen Klimaproblem beitrage, doch am meisten unter den Folgen leide. Der Pazifik, so der UNO-Chef, sei am Rande einer «Klimakatastrophe». Viele direkt Betroffene dürften ihn korrigieren: Für sie ist die Katastrophe längst Realität.

Klimaerwärmung war denn auch das Thema Nummer 1 am PIF. Oder wenigstens die Frage, wie sich die kleinen, oftmals armen Inselstaaten gegen die Folgen schützen können. «Adaptation», so das Schlagwort, «Anpassung». Wie so in den letzten Jahren kamen die Vertreter der reichen Industrieländer bepackt mit Versprechen und Geld. US-Vizeaussenminister Kurt Campbell will weitere 20 Millionen Dollar in eine neue Fazilität des «Forums für pazifische Resilienz» pumpen.

Ehrliche Grosszügigkeit oder gekauftes Wohlwollen?

An Geld fehlte es also nicht in Tonga, auch wenn die wahren Gründe hinter der vermeintlichen Grosszügigkeit offensichtlich seien, wie Kritiker glauben: der Westen, angeführt von den USA und Australien, will sich das Wohlwollen der Mehrheit der kleinen Pazifikinseln zurückkaufen, die sich in den letzten Jahren China zugewandt hatten.

Mann sitzt am Seeufer auf Reifen.
Legende: Auch in Papua-Neuguinea steigt der Meeresspiegel. IMAGO / Joerg Boethling

Was in Tonga nicht demonstriert worden sei, war ein echter Wille der Verursacher, das Grundproblem Klimaerwärmung ernsthaft anzugehen, meinten Beobachter zum Abschluss der Konferenz. Die Wissenschaft ist sich einig: Industrienationen müssen sofort ihre Klimagasemissionen reduzieren – und zwar drastisch – um den Prozess des globalen Temperaturanstiegs und damit auch der Meeresspiegelerhöhung wenigstens verlangsamen zu können, wenn nicht aufzuhalten.

Flucht vor der Klimakatastrophe

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Fünf Meter über dem Meeresspiegel – das ist auf gewissen Koralleninseln im Pazifik schon ein hoher Berg. Immer mehr tiefliegende Inseln im pazifischen Raum werden buchstäblich überflutet, insbesondere bei Stürmen oder Unwettern. Diese werden – ebenfalls eine Folge der Klimaveränderung – häufiger und heftiger.

Die Folgen dieser Kombination von Gefahren sind verheerend für die Menschen. Häuser werden unbewohnbar, Gärten und Kokosnussplantagen sterben wegen des eindringenden Salzwassers ab. Das wertvolle, im sandigen Boden gespeicherte Regenwasser, wird ungeniessbar.

Damit wird das Leben und Überleben auf vielen Inseln unmöglich: Menschen von Kiribati bis Tuvalu fliehen. Sie geben dabei ihre Heimat auf, ihre Kultur. Sie lassen ihre tausende von Jahre alte Geschichte zurück.

Vorerst können sich die meisten Betroffenen noch auf Nachbarinseln retten. Doch irgendwann fehlt auch dort der Raum. Die Insel Tarawa gilt als dichter besiedelt als manche westliche Grossstädte.

Doch davon will gerade der mächtigste und reichste Nachbar der Pazifikstaaten nichts wissen: Australien beharrt darauf, seinen Status als weltweit drittgrösster Exporteur von klimaschädigender Kohle und Gas auszubauen. Genau diese Rohstoffe, die laut dem Premierminister von Tuvalu, Feleti Teo, die Pazifikländer «umbringen».

Das «Erschliessen, Subventionieren und Exportieren fossiler Rohstoffe» sei schlicht «unmoralisch und unakzeptabel», so Teo in einem am PIF seltenen Ausbruch von undiplomatischer Rhetorik. Die Antwort Australiens: Canberra wird künftig jedes Jahr 280 Menschen aus Tuvalu aufnehmen. Bevor dieses kleine Land – wohl als erste Nation der Welt – komplett im Meer verschwinden wird.

SRF 4 News, 31.08.2024, 9 Uhr

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